54. Bieler Lauftage/ 07. - 09.06.2012

  • 54. Bieler Lauftage 07. - 09.06.2012


    http://www.100km.ch


    Die Nacht der Nächte....
    Wir werden am Donnerstag, mit einer kleinen Mannschaft, nach Biel starten.... es ist auch wieder Kerstins Wetter gemeldet ;)


    Start am Freitag 22:00 Uhr Strecke 100km


    Kerstin
    Max
    Maik



    Nachmeldungen sind bis einen Stunde vorm Start möglich....

  • Danke! Nachher geht es los, ich bin sehr gespannt auf die "Neuauflage" - für die Laufzeit ist ja immerhin trockenes Wetter vorhergesagt...
    Wir sehen uns dann am Dienstag zum Staffellauf - ich aber nur zum Anfeuern! Bis dahin! Kerstin

  • aktueller Stand von 09.06.2012 00:23:03


    54. Bieler Lauftage, Biel/Bienne 2012 - (151) 1. Teilstrecke W50 - Aarberg


    Pl. 4 (von 35) - Kerstin Hommel - 1:37:04



    54. Bieler Lauftage, Biel/Bienne 2012 - (132) 1. Teilstrecke M20


    Pl. 14 (von 52 ) - Max Hommel - 1:33:19



    54. Bieler Lauftage, Biel/Bienne 2012 - (136) 1. Teilstrecke M45


    Pl. 15 ( von 172 ) - Maik Vogel - 1:20:39



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  • aktueller Stand von 09.06.2012 04:19:55



    54. Bieler Lauftage, Biel/Bienne 2012 - (181) 3. Teilstrecke W50


    Pl. 3 (von 35) - Kerstin Hommel - 5:51:07



    54. Bieler Lauftage, Biel/Bienne 2012 - (162) 3. Teilstrecke M20


    Pl. 10 (von 52 ) - Max Hommel - 5:36:02



    54. Bieler Lauftage, Biel/Bienne 2012 - (166) 3. Teilstrecke M45


    Pl. 9 ( von 172 ) - Maik Vogel - 4:51:23



    .

  • Alle sehr gut im Ziel, eine sogar auf´m Treppchen!!!


    75. Vogel Maik, 9:33.03,7, M45: 19.


    224. Hommel Max, 10:47.01,6, M20: 11.


    20. Hommel Kerstin, FH Runners Berlin, 10:51.05,2, W50 3.!!!! :mrgreen:


    Herzlichen Glückwunsch an alle! Absolute Spitzenleistungen, Kerstin war fast 1:20h schneller
    als letztes Jahr und hätte noch fast den Sohnemann...


    :W

  • Glueckwunsch zu den Spitzenzeiten! :mrgreen:


    Mike ist auch locker unter 10h gelaufen, Kerstin wird das nächstes Jahr bestimmt auch schaffen und Max wenn er nochmal antritt *hust* ... auch ...


    Bin gespannt auf die Berichte!


    Erholt euch gut!


    Picard

  • Lieben Dank fürs Damendrücken, die Glückwünsche und die detaillierte Etappenauswertung. Wir sind heil wieder zurück, Max auch in Jena. Der Laufbericht steht, die Rückfahrt ist ja lang genug, muss nur noch auf den PC gebracht werden. Wir sehen uns am Dienstag zum Anfeuern! Bis dahin viele Grüße! Kerstin

  • Natürlich auch von meiner Seite vielen Dank für die Glückwünsche.
    Also eins habe ich festgestellt auf der Rückfahrt...egal wie langweilig und öde diese Strecke sein mag und wie lang, aber so kann ich mit Biel nicht verbleiben :(:(:( ...das ruft nach einer Revanche...

  • Hat sich der Sohn doch gerade noch so vor der Mutter ins Ziel gerettet. Die Jugend hats schon nicht leicht mit ihren verrückten Eltern heutzutage.


    Toll, dass Maik wieder voll da ist und nicht mehr an irgendwelchen Verletzungen herumlavieren muss. Aber warum war er nicht zum warm laufen auf dem Rennsteig, wie sich das für einen zünftigen Bielrunner gehört?

  • Glückwunsch von mir an alle drei 100er. Nächstes Jahr wird Kerstin die 10h-Marke knacken, das ist klar. Man fragt sich nur, was dann noch alles kommen kann. Vielleicht der Transeuropa-Lauf? Erholt Euch gut und bis bald.
    Holger

  • Zitat von "trabi"


    Aber warum war er nicht zum warm laufen auf dem Rennsteig, wie sich das für einen zünftigen Bielrunner gehört?


    Weil ich mich schon im Harz warm gelaufen habe und zum Rennsteigtermin nicht in Deutschland war. Ab und an muss ich doch noch Geld verdienen... ;)
    Und das Laufen soll doch die schönste Nebenbeschäftigung bleiben, auch wenn der Spaß bei einem 100er doch lange auf sich warten lässt...

  • Hier ist er:
    Das war die „Nacht der Nächte“ Biel, 07. – 08. Juni 2012


    Entspannt reisten wir am späten Donnerstagnachmittag bei Superwetter am Bieler See an und haben schnell einen guten Platz zum Zelten gefunden. Beim Zeltaufbau zogen schon dunkle Wolken herüber und bei den letzten Handgriffen tröpfelte es bereits. Mit Schirm zogen wir zur Laufanmeldung in die Kongresshalle. Auf der Hälfte der Strecke stellte sich heraus, dass der Schirm nicht das passende Instrument gegen Orkanstärken war. Schlagartig wehte es Gläser vom Tisch, Schilder und Blumenkübel flogen um. Wieder einmal waren die Bieler Kinderläufe vom Unwetter betroffen: Der Zielbogen musste festgehalten werden, damit er nicht wegflog, ebenso die Verkaufszelte. Trotzdem wurden die Kinderläufe mit viel Enthusiasmus fortgesetzt und die Sieger hinterher lautstark im Festzelt gefeiert. Das war genau das, was wir zur Pasta-Party nicht brauchten. Außerdem waren unsere Gedanken bei den Zelten – stehen sie noch? (Im Gegensatz zu manchem Zelt, was vom Winde verweht wurde, standen unsere noch da!) Die Nachmeldung selbst lief unkompliziert ab, ohne Schlangenbildung – da haben die Voranmelder länger warten müssen (hatten dafür aber auch ihren Namen auf der Startnummer). Der Fanartikelstand war auch übersichtlich. In der Brasserie am Campingplatz haben wir bei einem alkoholfreien Bier noch mit dem einen oder anderen Läufer geschwätzt – ob aus New York oder Brandenburg. Inzwischen hatte es sich gut eingeregnet, der Wind hatte aber zum Glück nachgelassen.
    Mit Regen eingeschlafen und aufgewacht, die Zelte sind trocken geblieben. Nichts mit baden und Beine lang machen am See. Nur den Schwänen, die auf dem Campingplatz grasten, gefiel das Wetter. Max und sein Mitstudent Tobias (Radbegleitung für Max) waren nachts 3 Uhr aus Jena angekommen und hatten im Auto genächtigt. Wir machten erst einmal eine ausführliche „Lagebesprechung“ in der Brasserie. Wir tauschten Zielzeiten aus, besprachen den Streckenplan, Trinkflaschenübergabe für Maik am km 20 von Tobias … Bis zum Start waren es noch 10 – 11 Stunden. Was fängt man an mit soviel Zeit bei Regenwetter ?? Immerhin versprach der norwegische Wetterdienst yr.no ab 16 Uhr regenfrei – und pünktlich wie vorhergesagt, sollte es auch kurz vor 16 Uhr aufhören zu regnen. Nach 15 Uhr gingen wir aber noch im Regen zum Mittagessen und zur Laufanmeldung (für Max + Radbegleitung) Richtung Innenstadt/ Start- und Zielbereich am Kongresszentrum. Heute war es im Zelt noch angenehm ruhig, Pasta für 11 CHF ist schon verrückt. Dann wieder zurück am Campingplatz (nun war es von oben schon trocken) sortierten wir unsere Laufsachen. Das Wetter sah nach wie vor ungewiss aus, aber es sollte – so hörten wir von allen Seiten – trocken bleiben, bei ca. 12° - 13°C. Darauf stellten wir uns kleidungstechnisch ein: Maik wie in einer lauen Sommernacht in kurzer Laufbekleidung, mit FH-Runner-Shirt, Kerstin wollte auf ihre erprobte dünne Bieler Regenweste + Ärmlinge nicht verzichten. Die Stirnlampe ist ein Muss! Maik hat das Gewicht seiner Lampe durch Lithium-Batterien noch um die Hälfte reduziert!
    21 Uhr war Sammeln der 4 Musketiere zum Start angesagt. Maik, Kerstin, Max und Tobias stellten sich dem Abenteuer „Nacht der Nächte“ in Biel. Fotos vor dem Start, Sachen abgeben, WC und rein in den Startblock. Wir wünschten uns ein gesundes Wiedersehen im Ziel und ein gutes Durchkommen.
    22 Uhr – Startschuss. Die Stimmung am Start war super, auf der 5km-Schleife in der Stadt wurden wir gut angefeuert, in den Außenbezirken auch durch viele Kinderscharen, wo wir es gar nicht schafften, alle Hände abzuklatschen. Denn es lagen ja noch viele km vor uns, da hieß es von Anfang an mit den Kräften haushalten.


    Der 1. Laufabschnitt – ca. 20km – führte von Biel nach Lyss, wo die Radbegleitung dazukam. Auf dieser Strecke lag auch das Halbmarathon-Ziel in Aarberg, wo auf dem Marktplatz die Nacht zum Tag gemacht wurde: Blauer Teppich war ausgelegt, eine Riesenstimmung, ebenso beim Überlaufen einer überdachten alten Holzbrücke.
    Kerstin (K): Vom Start weg war ich guter Dinge – ein Wiederholungslauf im Trockenen – das wär’s! Den ersten Anstieg gleich hinter Biel hatte ich noch in Erinnerung. Ich fühlte mich gut und lief ihn hoch. Auf den ersten km schaute ich auf die Uhr – 5:30er Schnitt – viel zu schnell unterwegs … Bald tat die Stirnlampe gute Dienste: Feldwege mit Riesenpfützen und Schlamm. 20km in 1h:57 (10 km bei ca. 58 Min.) . Würde sich dieses hohe Anfangstempo rächen??? Oder halte ich es mit Maiks Renntaktik: Das was du vorn rausholst, hast du nach hinten mehr Zeit! Ich füge hinzu: So ich dann noch die Kraft dazu habe…
    Maik (M): Ich startete in eine ungewisse Nacht, da für mich alles Neuland war. Es schwebten immer die Worte über mir: Einteilen! Einteilen! Einteilen! Nach dem Startschuss kämpfte ich mich mit Max durch das Läuferfeld, um endlich frei laufen zu können. Ich hoffte auch, dass Max längere Zeit bei mir bleiben würde. (Aber dieser Wunsch erfüllte sich nicht.) Nach den ersten 10 km verließen wir das erste Mal die Straße und bogen in die Felder ab. Ich hörte den Läufer vor mir fluchen, der plötzlich durch Pfützen lief. Das hieß sofort: „ Lampe an!“ Von da an lief ich bis zum Morgen – mit Ausnahme der Ortschaften - mit Licht. Nach km 20 - nach 1h:35 (10km bei 47:50 ) erreichte ich Lyss und hoffte Tobias zu sehen, um die bei ihm deponierte Flasche abzuholen. Das gelang mir nicht, aber Tobias entdeckte mich und wünschte mir noch viel Glück für den weiteren Verlauf, was ich – wie sich später herausstellen sollte – noch gut gebrauchen konnte!


    2. Streckenabschnitt: Lyss (ca. km 20) – über Oberramsern (Marathonziel, für uns km 38, erste Ausstiegsmöglichkeit und Zeitnahme) – nach Kirchberg (km 56, zweite Ausstiegsmöglichkeit, Zeitnahme), vor dem Emmendamm.
    K.: Ich hatte diesmal keine Radbegleitung suchen müssen – wie würde das auf den letzten 20 – 30 km sein, dann nur auf mich gestellt?? Ich hatte mir den Verpflegungsplan auch unter dem Gesichtspunkt angesehen, dass ich keine Verpflegungsreserve neben mir hatte. Es gibt 3 – 4 Abstände von 7,5 – 8,5km bis zur nächsten Verpflegung. Ich hatte eine 0,3l-Trinkflasche dabei, die ich in Abständen mit Wasser aufgefüllt und bis fast zum Schluss bei mir hatte sowie 3 Geltuben – „für den Kopf“.
    Es war inzwischen nach Mitternacht, angenehme Temperaturen und das, was die „Nacht der Nächte“ ausmacht: Immer noch Feststimmung in den Ortschaften. Eine Glühwürmchenkette war mal vor – mal hinter uns zu sehen. Das war doch etwas anderes als verregnet im Vorjahr, auch waren die Schuhe noch trocken. Die Kleidung passte. Bei km 40 war ich bei 4h:01 – also immer noch ca. 6er Schnitt, und mir ging es gut, meine Gedanken waren noch nicht beim Zählen der vor uns liegenden Strecke.
    Erste Zeitnahme bei km 38: 3h:46 (ca. 20 Minuten schneller als im Vorjahr)
    Die Anstiege etwa bei km 25 und 40 nahm ich im Gehen, um Kraft zu sparen. Die 50km-Marke kam gefühlt lange nicht, und dann wusste ich noch vom Vorjahr, dass sich die 6km bis Kirchberg hinziehen. Da ich für diesen Abschnitt einen Gesprächspartner hatte, mit dem wir zuvor schon geschwätzt hatten, verging die Zeit etwas schneller. Er fragte mich nach meiner Rennsteiglaufzeit und wollte wissen, warum ich dann hier in Biel so schnell sei?! In Kirchberg (km 56) überliefen wir wieder die Zeitmatte – 5h:51 (knappe 30 Min. schneller als im Vorjahr). Beim Überlaufen der Zeitmatte hörte ich keinen Signalton und war plötzlich verunsichert, ob mein Chip überhaupt funktionierte… Hier hielt ich mich – wie überhaupt an den Verpflegungspunkten nur kurz auf (Maik „im Nacken“: Hier ist kein Hotel-Büffet!)
    Und weiter ging’s zum Emmendamm…


    M.: Ich hatte meine Trinkflasche und nach zwei Kurven kam gleich ein langer Anstieg, den ich gehend bewältigte. Einteilen! Einteilen! Einteilen! Ich war ziemlich sportlich unterwegs, bei km 25 auf die Sekunde genau 2h – perfekt im Plan. Dann kam eine lange Bergab-Passage. Hier habe ich das erste Mal geglaubt, im linken Schuh Probleme zu haben (Phantom-Schmerz?) Mir fielen sofort Grimm’s Märchen ein: „Rucke di gu, rucke di gu, Blut ist im Schuh!“ Wenn ich jetzt schon Probleme bekomme, wie sollen sich da die nächsten 75km gestalten?? Dann ging ich in Gedanken alle möglichen Grimm’s Märchen durch, um eventuell noch weitere Passagen zu finden, die in dieser Nacht nützlich sein könnten. Und irgendwann war darüber der Schmerz vergessen (und auch am Ziel – kein Blut im Schuh…) Man hat genug Zeit in dieser Nacht, über alles Mögliche nachzudenken…
    Als nächstes kam das Marathonziel (für uns km 38) und ich hoffte im Geheimen, dass mich kein Marathonläufer überholen würde (die 15Min. nach uns gestartet waren). Doch es sollte anders kommen: Der Sieger kam vorbei und ließ sich bestätigen, dass er tatsächlich der Erste war (in 2h:49). Aber mehr wurden es nicht mehr. Meine Zeit bei km 38: 3h:05. Ich verpflegte mich wie immer mit Wasser, Isotonicgetränk, einem Stück Banane und lecker Gel. Danach kam dann auch unser km 40, den ich bei 3h:14 passierte. Also ich war noch voll im Plan, es lief noch sehr gut, was sich bei km 50 bestätigte, den ich in einer Zeit von 4h:06 passierte. D.h. von der Einteilung stimmte bis hierhin alles: 1. Hälfte in ca. 4h – 2. Hälfte in ca. 5h (so war der Plan). Natürlich gab es zwischendurch auf diesem Abschnitt eine „kleine Phase“ von 2 – 3 km, wo der Körper wahrscheinlich auf die Fettverbrennung umsprang, da die eigenen Reserven aufgebraucht waren. Doch das gab sich wieder und ich konnte in meinem geplanten Tempo weiterlaufen. Dann kam auch schon der von Kerstin angekündigte große überdachte Verpflegungspunkt Kirchberg mit hotelähnlichem Büffet: km 56 bei 4h:51. Für mich war das ein Verpflegungspunkt wie jeder andere auch: Also schnell etwas trinken und essen. Hier gab es ein Orangen-Isogetränk, das ich natürlich auch probierte, was sich im weiteren Verlauf als sehr ungünstig erwies. Also schnell verpflegt und weiter …
    3. Streckenabschnitt: Kirchberg (km 56) – über Emmendamm (Ho-Chi-Minh-Pfad) nach Bibern (km 76,5, letzte Ausstiegsmöglichkeit mit Zeitnahme)
    K.: Diesmal erreichte ich den Emmendamm auch im Stockdunkeln, ca. 40 Min. eher als im Vorjahr. Es kam kein Dschungelfeeling auf, die Vögel schliefen noch, was wir Läufer auf diesem Abschnitt lieber nicht tun sollten! Höchste Konzentration war gefragt, der Untergrund war steinig und rutschig. Mir kam plötzlich der womöglich defekte Chip in den Kopf (was einem da nicht so alles für Abwegigkeiten durch den Kopf gehen können, in so einer Nacht) – einen Moment nicht konzentriert und schon lag ich lang. Ich habe mir zum Glück nichts getan, nur ein leichter Schmerz im rechten Oberschenkel und der Schock blieben noch eine Weile, verliefen sich dann aber mit dem Hellwerden. Mir haben auch sofort zwei – drei Läufer geholfen, gefragt, ob alles in Ordnung sei. Nun war ich vorgewarnt und mit den Gedanken nur im Hier und Jetzt, auf den Vordermann und den Untergrund konzentriert. Auf dem letzten Teilstück des Emmendamms – gegen 4Uhr 30 fingen dann doch die ersten Vögel an zu zwitschern – aber so ändern sich die Sichtweisen. Der schönste Abschnitt war es für mich in diesem Jahr nicht. Vieles ist doch eine Frage der Geschwindigkeit: Schneller laufen = höhere Gefahr.
    Am ersten Verpflegungspunkt nach dem Emmendamm ca. bei km 65 wünschten wir uns einen „Guten Morgen!“ Ich bedankte mich fürs nette Frühstück mit Linzer Törtli, die Verpflegung war wirklich gut. Die ersten Hähne krähten in den Ortschaften, leckerer Bäckerduft stieg in die Nase… Der Himmel sah sehr bedeckt und düster aus, aber noch blieb es trocken. Ich schaute nach dem nächsten Verpflegungspunkt und der Streckenmarkierung bei km 76,5 aus. Allmählich begann ich zu rechnen, wie viele km noch? Weniger als 30km = weniger als ein Marathon. Ein Zeichen dafür, dass nun der Kopf zunehmend mitentscheidend sein würde. Da war auch schon die 75km-Markierung und bald der Anstieg nach der Verpflegungsstation zu sehen. Plötzlich hörte ich einen Alphornbläser vom Berg her für die Läufer spielen, da ertönte das Rennsteiglied – mitten in der Schweiz! (Später sagte mir Max, dass er da grad oben auf dem Berg war, gar nicht so weit weg also)!
    Km 76,5: 8h:16 (52 Min. schneller als im Vorjahr) – und mein Transponder piepte – also alles o.k., alle Sorgen umsonst gewesen…


    M.: Vom Verpflegungspunkt weg jetzt zum ominösen Ho-Chi-Minh-Pfad. Viel gehört, aber jetzt werde ich ihn selbst erleben. Nach dem Verpflegungspunkt Kirchberg verlassen die begleitenden Radler die Läufer, man läuft allein weiter an einem Industriegebiet vorbei, ca. 2km bis zum besagten Ho-Chi-Minh-Pfad. Auf diesem Weg machten sich bei mir schon die ersten Probleme im Magen bemerkbar, welche dann auf dem Pfad noch zunehmen sollten und mich zu Gehpausen zwangen. Wahrscheinlich konnte mein Magen mit dem Orangengetränk der letzten Verpflegung nichts anfangen und wollte es schnell wieder loswerden, was dann auch in mehreren Etappen passierte. Das hieß für mich, es war nur noch ein Gehen möglich, was auf diesem Pfad aber nicht das Schlechteste war! Mir ging es in dieser Situation hundsmiserabel und ich dachte echt darüber nach, die Sache zu beenden. Auch kamen mir immer wieder Kerstins Worte ins Gedächtnis von einem Sonnenaufgang im Regenwald mit zwitschernden Vögeln… Nichts von alledem traf zu. Mir war speiübel, der Weg war nass, sehr schwierig zu laufen und einer nach dem anderen überholte mich. Als dann der Verpflegungspunkt am Ho-Chi-Minh-Pfad in Sicht kam, rang ich mit mir: Wie geht’s weiter? Ich entschied mich für einen Schluck Wasser und hoffte, dass sich mein Magen beruhigt hatte und ich diesen Lauf doch zu Ende bringen kann. Mir war aber auch bewusst, dass ich nur mit Wasser die verbleibenden ca. 35km nicht schaffen kann. Also, Sekt oder Selters?! Am nächsten Verpflegungspunkt, nachdem es auch mit dem Laufen wieder etwas besser ging, nahm ich als erstes ein leckeres Gel und alles Mögliche an Flüssigkeiten zu mir (außer besagtem Orangengetränk). Ich für mich hatte entschieden, irgendwie ins Ziel zu kommen. Selbst wenn ich schnell gehen würde, würde ich den Lauf in einer guten Zeit beenden können. Und dann kam der besagte Verpflegungspunkt bei km 76,5 ( 7h:12), an dem ich meine Depots wieder auffüllte und mit zwei Bechern (Cola und Wasser ) gehend den nächsten Anstieg bewältigte.


    4. und letzter Streckenabschnitt: Kampf bis ins Ziel (km 76,5 – 100 km)


    K.: Der Anstieg nach dem Verpflegungspunkt zog sich hin, gut geeignet zum Essen und Trinken. Wie im Vorjahr verspürte ich beginnende Blasenbildung am linken Fuß (eine Blutblase wie sich später herausstellte). Nach dem Anstieg ging es ein langes Stück bergab, da konnte ich noch einmal gut Schwung holen. Mittendrin hing meine Startnummer nur noch an einer Sicherheitsnadel am Startnummernband. Ich stoppte den Lauf, denn Startnummer verlieren heißt Zeitmesser verlieren. Ich bekam eine Ersatznadel von einem nachkommenden Läufer und startete durch bis zur nächsten Verpflegung kurz nach km 80. Ab dort ging es immer am Kanal entlang – zur Ewigkeit werdende 20 km lang. Im Vorjahr begann hier etwa mein Laufen- wieder Gehen- Laufen … -Modus. Vielleicht konnte ich den ja bis km 90 nach hinten schieben? Kurz vor km 90 kam die Stadt Büren, wo wir an einer mittelalterlichen Holzbrücke vorüber liefen – einziges kulturelles Highlight auf diesem Abschnitt. Das Laufen wurde nun für mich immer schwerer – im Kopf kam die Frage auf: Was mache ich hier eigentlich? – „Alles freiwillig!“ fielen mir Maiks Worte ein. Ich dachte: Nur laufen, wenn du ankommen willst, musst du weiterlaufen, nur nicht stehenbleiben… Vorwärts! Adelante! Alléz – alléz! Vperjod! Vamos! Arriba! Hopp- Hopp! Puedes hacerlo! You can do it! …– alle möglichen Anfeuerungsworte in verschiedenen Sprachen gingen mir durch den Kopf. Irgendwie konnte ich mich so motivieren, dass ich sogar noch eine Reihe Läufer auf diesem Abschnitt überholen konnte, obwohl das Läuferfeld hier weit auseinandergezogen war. Einige davon hatte ich auf den ersten km davonlaufen sehen… In Büren gab es ein paar Anfeuerer zu früher Stunde: „Oh, ei Frau hat’s bei! Hopp Frau – Hopp!“ Da wusste ich, dass gar nicht viele Frauen vor mir waren (am Ende waren 19 Frauen von 169 vor mir). ..
    Wo bleibt nur das 90km-Schild ?? Nur noch 10 km, ca. 3 FH-Runners-Runden im Park… Irgendwann zwischen km 90 und 95 liefen wir an einem riesigen Mohnfeld vorbei – wunderschön. Ein Ablenker auf 10 km. Ab km 95 wartete ich auf jede km-Markierung, die letzte Verpflegung bei km 95,5 ließ ich aus, bloß nicht mehr stehenbleiben. Überhaupt hatte ich zum Ende hin das Essen satt, meine Akkus waren dementsprechend leer, aber das Ziel war nah. Also, Batteriewechsel im Ziel. Zwischen km 97 und 98 sagte mir ein Blick zur Uhr, selbst wenn du jetzt gehen musst, schaffst du eine Zeit unter 11 Stunden!! Aber ich lief weiter, nicht gehen! Endlich kam Biel in Sicht, aber die Strecke führte nur kurz durch ein ruhiges Wohnviertel, auch noch eine Brücke – eine letzte kleine „rampita“ – da kam der km 99 (diesmal musste ich das Foto mit dieser Markierung nach dem Lauf nachholen)… dann eine Kurve und schon war das Ziel da! Ich hatte es geschafft in 10h: 51, nicht wie vorgehabt unter 12 Stunden, sondern unter 11h. Mehr als eine Stunde schneller als im Vorjahr, ich kämpfte auf der Zielgerade mit den Tränen … war völlig am Ende. Da kam Maik schon geduscht im Finisher-Shirt gratulieren und da waren auch Max und Tobias, kurz vor mir ins Ziel gekommen in 10h:47! (AK-Platz 11 von 42!)… Wie ich später beim Abholen der Urkunde feststellte, hatte ich den 3. Platz in meiner AK W50 (von 22) gewonnen.


    M.: Bergaufpassage gehend super überstanden und jetzt geht’s bergab ins Ziel. Der Magen hat akzeptiert, dass er mit muss. Das Laufen geht wieder „hervorragend“, und ich fange an zu rechnen, was ist noch drin an Zielzeit. Unter 10h sollte noch möglich sein, eventuell Dieter Baumanns Zeit vom Vorjahr knacken (9h:45)… Auf alle Fälle kommt man nach 80km auf die längste Zielgerade der Welt! Spätestens ab jetzt sollte der absolute Willen da sein, ins Ziel zu kommen. Ich hangelte mich von Punkt zu Punkt, der mir im Gedächtnis geblieben war: Als erstes kam Büren mit dem Verpflegungspunkt und gleich danach stand der Rotary-Club und grillte hier von 3:00 bis 11:00 Uhr. Max wollte hier eigentlich ein Steak essen… Ich wollte nur weiter, nur nicht mehr stehen bleiben. Der nächste Verpflegungspunkt kam bei km 91, da gab es noch einmal Gel und Flüssigkeit in ausreichender Menge. Dann war mir schon klar, der nächste Verpflegungspunkt wird wie bei Kurzstrecken absolviert: Becher schnappen und „Gas geben“. Nur nicht mehr stehen bleiben und wieder loslaufen müssen! Ab km 95 gibt es dann wieder für jeden km ein Schild. Ich war so gut in der Zeit, dass ich unter 9h:40 ins Ziel kommen würde! In der Hoffnung, die letzten 3 – 4 km in der Stadt genießen zu können, griff ich mir den letzten Becher Wasser bei km 95,5km. Ich wusste, 4 ½ km ist genau die Distanz von der Inliner-Runde im Park über den kleinen Bunkerberg bis nach Hause. Das jetzt noch schaffen! Km 97 – immer noch gerade aus, km 98 – immer noch gerade aus … Es wird nichts mit dem Genießen in der Stadt. Km 99 – immer noch allein, kein Fotograf am Schild. Noch drei Ecken und dann ist man am Ziel. Und diese letzten 10 Meter – die haben Spaß gemacht!!!
    Im Ziel in 9h: 33!!! – Dieter Baumanns Zeit mehr als geknackt…Gesamtplatz 75 (von 894 Finishern, AK-Platz 19 von 156!)


    FAZIT:
    K.: Ich kann die Zeit jetzt noch nicht fassen… Zwei Läufe – zwei unterschiedliche Eindrücke. Nach diesem Jahr muss Biel nicht gleich wieder im nächsten Jahr sein. Schön waren der Start und die erste Hälfte, danach war es nur noch Kämpfen – Können weil Wollen!


    M.: Biel – ich wollte es unbedingt einmal erleben. Ob ich diesen Spaß noch einmal brauche, kann ich heute noch nicht endgültig beantworten.


    NACHBETRACHTUNG:
    Alle 4 Musketiere haben die 100km ohne größere Schäden überstanden. Ohne kleinere Schäden sind 100km nicht zu bewältigen. Der Zieleinlauf war perfekt: Maik kam gerade geduscht, massiert und strahlend im Finisher-Shirt zum Zielbereich, da sah er Max auf dem Rad sitzend und Tobias, die gerade durchs Ziel gekommen waren. Sie wollten in Ruhe ein paar Fotos schießen, da ertönte über den Lautsprecher: „Kerstin Hommel aus Berlin kommt ins Ziel“ In diesem Moment konnte Maik leider nicht so schnell auf den Auslöser drücken, um Max’ Gesicht festzuhalten… Nun konnten wir ein Bild von uns Vieren gesund und erlöst am Ziel machen.


    Die Laufbedingungen waren hervorragend, wenn man vom Untergrund hier und da absieht. Temperaturen perfekt zum Laufen und pünktlich zum Zieleinlauf Sonne. Die Verpflegung unterwegs war super. Die Verlagerung des Zielbereichs vom See in die Innenstadt ist zu begrüßen. Warum aber feiert man die Läufer nur auf knapp 100m – eine Zielankunft vergleichbar der „Unter den Linden“ wäre mehr als verdient nach 100 km Strecke, meist in der Einsamkeit, durch die dunkle Nacht…
    Im Zielbereich sind ausreichend Duschen und Massagemöglichkeiten vorhanden: Duschen im Keller – Massage unter’m Dach. Treppensteigen macht Spaß!


    FÜR ALLE NACHAHMER: Wo noch Schmerzen sind, ist auch noch Leben!


    Dieser Bericht ist eine Gemeinschaftsproduktion von Maik und Kerstin vom Tag danach auf ca. 800km deutscher Autobahnen.


    Fotos folgen, offizielle Fotos s. http://www.100km.ch