Ja. Das war wirklich eine Überraschung. Aber so kennen wir sie, die Tiefstapler vor dem Herren: "Mir ziehts hier und zwackts da und überhaupt habe ich nur ganz wenig trainiert und bin froh, wenn ich noch rechtzeitig zum CL-Finale im Ziel bin..." und dann ziehen sie locker an dir vorbei und du guckst neidisch hinterher und denkst: Hätte ich mal auch so wenig trainiert und so viele Zipperlein...
Nein. Natürlich gönne ich Max den riesigen Leistungssprung von 50min gegenüber dem Vorjahr und im nächsten Jahr klappts bestimmt auch mit der sub 7. Bis dahin kann ich mich immer noch mit meiner 6:49 aus dem Jahre 2010 über die bittere Niederlage hinwegtrösten. Er scheint tatsächlich ein begnadeter Trailrunner zu sein und mit stundenlangen Klettereien locker fertig zu werden.
Mir dagegen ging es eigentlich schon nach der Hälfte der Strecke ziemlich schlecht. Zum einen war wohl die Entscheidung, es sogar auf dem Rennsteig mal mit Minimalschuhen zu versuchen, nicht die allerbeste. Bereits die Abstiege nach dem Inselsberg haben richtig weh getan in den Fußsohlen und das wurde später natürlich nicht besser. Die steinigen Wege auf einem Mittelgebirge sind doch was anderes als die harmlosen Sandwege in der Mark Brandenburg, da kann man mit so weichem Zeug an den Füßen einfach nicht gegen ankommen. Zum anderen waren wohl die beiden Wettkämpfe kurz vor dem Supermarathon (100km Neuzelle und 10km Lauf durch den Friedrichshain) auch nicht die optimalste Vorbereitung. War eigentlich klar, dass ich ein paar Tage später nicht schon wieder voll bei Kräften für einen Ultra sein würde.
Die Sache mit dem Essen beim Laufen ist für mich auch immer noch ein heikles Problem. Diesmal habe ich mir vorgenommen, wirklich mal, wie empfohlen, alle 20min ein Gel runterzuwürgen, aber man glaubt ja gar nicht, wie schnell 20 min um sind. Jedenfalls nach 4 Gels hatte ich genug davon und nahm nur noch ein Schluck Wasser, Cola, Tee an jeder Verpflegungsstelle und ein Stück Banane. Weiß nicht, ob das ausreichend war, aber mein Magen konnte einfach nicht mehr. Ich hasse es, beim Laufen essen zu müssen. Am liebsten würde ich mir eine Infusionsnadel mit vorprogammierten Glukosegaben in die Vene stecken, um mich voll aufs Laufen konzentrieren zu können.
Bis zur Hälfte war ich fast im 5er Schnitt unterwegs, danach habe ich mich im 6er Schnitt bis zum Grenzadler (Km 54,7) gequält, aber bin noch fast bei 5 Std. dort angekommen, wie ich es Dominic angekündigt hatte, und wie es völlig ausreichend für eine sub 7 gewesen wäre. Aber dann war ich total am Ende und war froh, wenn ich auf den flachen Abschnitten überhaupt im Laufschritt bleiben konnte. Frustrierenderweise überholten mich ständig Läufer, die gefühlt doppelt so schnell waren und dann kam plötzlich Max und rief laut meinen Namen... Ich dachte nur: Wenn jetzt auch noch seine Mutter vorbei kommt, gebe ich auf Nein, nein, so schlimm war es dann doch nicht und als endlich der Große Beerberg erstiegen war, bin ich wieder aus meiner Lethargie erwacht und die restlichen 8 Abstiegskilometer zügig und ohne größere Probleme durchgelaufen.
Max meinte hinterher, ich hätte bei Km 63, als er mich überholte, so schlecht ausgesehen, dass er dachte, ich würde wohl mindestens eine halbe Stunde nach ihm ins Ziel kommen. Von daher sind die 7min hinter ihm eine durchaus annehmbare Leistung. Ich bin mir sicher, dass ich hier irgendwann noch einmal eine sub 7 schaffen werde. Wenn Max so weiter macht, wird er bald die 6:30 knacken.
Wetter und Organisation waren natürlich wieder vom Feinsten. Auf dem Rennsteig schien fast die ganze Zeit die Sonne - genau das Gegenteil von dem, was der Wetterbericht angesagt hatte. Aber ich habe mich nicht verunsichern lassen und bin so leicht gekleidet wie möglich gestartet.
Jörn, Wolf und Dominic waren trotz der vielen Tausend Menschen auf der Festwiese leicht zu finden. Über eine Stunde sind wir noch zusammengeblieben und haben verzweifelt versucht, Max und Kerstin zu erreichen, aber die blieben unauffindbar. Erst als alle gegangen waren und ich mich ebenfalls zu den Bussen aufmachen wollte, habe ich die beiden angetroffen und wir sind zusammen nach Eisenach gefahren. Erst jetzt fing es wirklich an zu regnen und wir bedauerten vom Bus aus die armen Läufer, die immer noch auf der Strecke waren. Aber für uns war das wieder einmal der perfekte Kultlauf.
Der beste Laufspruch an der Strecke:
Wenn es leicht wäre,
würde es Fußball heißen.
Der zweitbeste: