4. Int'ler (Halb-)Marathon von Casablanca (23.10.2011)

  • Gestern bin ich in die marokkanische Wettkampfsaison gestartet. Mit drei Kollegen sind wir ins etwa 100 km von Rabat entfernte Casablanca gefahren, um die deutschen Farben auf der Halbmarathondistanz beim 4. Großen Internationalen Marathon von Casablanca zu vertreten ( http://www.casablanca-marathon.com ). Die erste Hälfte der Marathonstrecke führt durch die Stadt inclusive eines kleineren Uferabschnitts mit der Großen Moschee. Ab km 23 kommen dann die Halbmarathonläufer, die 1:45 h später starten) dazu. Diese zweite und eigentlich interessantere Hälfte, also unsere HM-Strecke, geht dann im wesentlichen die Corniche, die Strandpromenade entlang. Erneut kommt man bei km 15 an der Großen Moschee vorbei, der einzigen wirklichen Sehenswürdigkeit (egal wie man zu derartigen Monumentalbauten steht) Casablancas. Ansonsten ist das Wirtschaftszentrum Marokkos keine wirklich sehenswerte Stadt, die meisten Touristen machen aus gutem Grund einen Bogen um Casa. Zieleinlauf übrigens in einem Stadion etwa 1 km vom Meer entfernt.
    Die Anmeldung zum Lauf war unproblematisch, zwei Telefonkontakte mit einer sehr hilfreichen Mitarbeiterin klärten alle offenen Fragen. Lange sah es so aus, als ob die Startunterlagen nur am Freitag und Samstag ausgegeben würden, so dass wir eine Bekannte aus Casa instruierten und die Startnummern am Sonntag bei ihr abgeholt haben. Möglicherweise wäre für uns als Ausländer auch eine Ausnahme gemacht worden, aber darauf wollten wir uns nicht verlassen. Immerhin erhält man gleich mit den Startunterlagen auch das T-Shirt (gelb, Baumwolle), so dass man sich nicht unnötig abmühen muss, wenn nur das Shirt als Trophäe das Ziel der Anstrengung ist. Daneben einen Schwamm, den nicht mitzunehmen einer meiner Fehler war.
    Aufbruch also am Sonntag um 06.30 h nach einem – zu frühen – Frühstück. Fahrt nach Casa, Abholung der Startnummern, Fahrt zum Start. Soweit alles gut, Organisation effizient. Start etwas chaotisch, ohne Startblöcke und zwei Minuten zu früh, aber auch nicht schlimmer als bei einigen deutschen Läufen. Rechtzeitig zum Start kam die Sonne aus dem bedeckten Himmel und erfreute uns den ganzen Tag lang mit bestem Sommerwetter. Nicht die optimalen Bedingungen, und ich habe schnell bereut, dass ich den Schwamm nicht mitgenommen habe.
    Lief zügig los, traf nach etwa 5 km einen Bekannten vom Flug Berlin-Casablanca am Tag nach dem Berlin Marathon, der mich auch wiedererkannte und mir bestätigte, dass wir um die 4:45 unterwegs waren. 6,5-km-Zwischenzeit von 32:12 könnte hinkommen. Die Verpflegungsstationen etwa alle fünf km waren noch gut bestückt. Das Wasser wird in kleinen Flaschen gereicht, aus denen sich deutlich besser trinken lässt als aus den bei uns üblichen Bechern. Manche Helfer hatten die Flaschen dankenswerterweise schon aufgeschraubt. Bei km 9 etwa merkte ich, dass ich wegen der Sonne einen Gang zurückschalten musste, und habe es ruhiger angehen lassen. Spürte dann auch, dass mein Frühstück schon einige Stunden zurücklag. Bei der Verpflegung bei km 14 habe ich dann eine richtige Pause von ca. 3 Minuten eingelegt, mit Apfelsinen- und Bananenstückchen und Wasser. Bin dann wieder los, mit schönem Blick auf die Hassan-Moschee, und recht schnell wieder richtig in mein Tempo gekommen. Hatte meinen botschaftsinternen Spitzenplatz während der Pause an die Frau eines Kollegen abgeben müssen, und habe dann wieder einen Zahn zugelegt, nach meinem Gefühl in einem knapp unter 5-er-Schnitt. Das letzte Drittel lief insgesamt gut, gegen Ende lief ich noch einige Duelle gegen Marokkaner, die gegen einen Europäer noch einmal Reserven mobilisieren wollten.
    Im Ziel zeigte die Uhr dann 1:48 und ein paar Sekunden. Rechnete also mit einer 1:46:30 netto, damit hätte ich leben können. Als ich dann im Internet die offizielle Zielzeit von 1:49:17 h fand, war ich offen gestanden ein wenig enttäuscht. Habe das Gefühl, schneller gelaufen zu sein. Da tröstet auch nicht, dass ich ausweislich der angegebenen 19-km-Zeit die letzten 2,1 km in 8:42 gelaufen bin, immerhin ein Schnitt unter 4:10. Kann eigentlich nicht sein.
    Für die FHRAB (FH Runners Afrika-Bestzeit) müsste es aber reichen, oder Hanny? Platz 387 von 1030 Klassierten, das ist auch ok, und die interne Wertung der Deutschen Botschaft habe ich auch, gegen deutlich jüngere Konkurrenz aus Brandenburg und Ostfriesland, gewonnen.
    Die Stimmung beim Lauf war gut, enspannt, gerade die mitlaufenden Europäer erhielten Beifall und Unterstützung. Paar Leute standen an der Strecke, keine Berliner Verhältnisse natürlich, aber mehr als ich erwartet hätte.
    Wie zum Hohn ist heute der Sommer zu Ende gegangen mit den ersten großen Regenfällen des Herbsts. Aber gestern während des Laufes hat die Sonne noch mal ihr bestes gegeben und demonstriert, dass sie hier im Süden auch Ende Oktober noch um einiges intensiver scheinen kann als in Mitteleuropa. Weiß jetzt, dass ich vor dem Start mehr trinken und wohl auch noch etwas hätte essen müssen.
    Größter Schwachpunkt der Organisation ist die Verpflegung unterwegs. Relativ schnell geht an den Verpflegungsstationen der Nachschub aus. Für die 2 h-Läufer (bzw 3:45 h beim Marathon) gab es – wie wohl schon im vergangenen Jahr - kein Wasser mehr. Auch im Ziel ging relativ rasch die Verpflegung aus. Ein Kollege, 2:15-Läufer, hat sich unterwegs in einem Laden mit Wasser versorgt.
    Aus Europa sind auch ein paar Lauftouristen mitgelaufen. Für einen Finnen war es das 40. Marathonlaufland. Meiner Meinung nach ist das aber kein Wettbewerb, für den sich eine lange Flugreise lohnt. Werde mich weiter im Land umschauen, ob es nicht auch attraktivere Läufe gibt. Einstweilen versuche ich, mich für Lissabon in Form zu bringen in sha’a llah. Drückt mir die Daumen.
    Christoph

  • Bevor ich morgen in aller Frühe über den großen Teich aufbreche, schnell noch ein paar Zeilen zu Deinem ausführlichen und anschaulichen Laufbericht aus Nordafrika. Und Glückwunsch zu Deiner FH Runner-Afrika-Bestzeit ;) Ich finde es gut, dass Du begonnen hast, den Kontinent der Marathonspitzenläufer für Dich - und für die FH Runner gleich mit - zu erschließen ;))
    Mit der Zeitnahme hört es sich etwas verrückt an, aber das Jahresziel Lissabon kommt ja noch. Lass Dich von den Regengüssen nicht unterkriegen ;) Hast Du schon eine Mini-Laufgruppe gefunden ??
    Viele Grüße nach Marokko und bis bald in Lissabon (ist ja nur noch ein Monat!!)! Kerstin

  • In Marrakesch haben sie eine Preisgestaltung, von der der SCC noch lernen kann. Marokkaner zahlen 50 Dirham (Marathon wie HM, das sind ca. 4,50 EUR). Ausländer sind mit 40 EUR (HM) bzw. 60 EUR (Marathon) dabei. Für in Marokko lebende Ausländer wird es mit 24/36 EUR deutlich billiger.
    Ich habe - bislang erfolglos - versucht, mir das mal erläutern zu lassen. Ich überlege noch, ob ich mitlaufen soll. Ich würde zwar gerne ein paar marokkanische Läufer, die sich eine Teilnahme sonst nicht leisten könnten, subventionieren, aber nicht auf diese indirekte und ziemlich dreiste Art.
    Aber erst mal Lissabon - leider hat mich ein Infekt in meinem Trainingsplan deutlich zurückgeworfen, und jetzt muss ich auch noch ein paar Tage nach Tunesien und weiß nicht, ob ich da zum Laufen komme.
    Bis die Tage,
    Christoph