23.Marrakesch-Marathon / 29.01.2012

  • Hanny, Du bist der Schnellste.
    Ist wohl ne Brutto-Zeit, die beiden Kollegen, mit denen ich gestartet bin und die unabhängig voneinander mit eigener Uhr ihre Netto-Zeit gestoppt haben, ziehen zwei Minuten ab. Das ergäbe bei mir dann meine zweitbeste HM-Zeit (hinter Berlin 2011).
    Bericht folgt, versprochen, kann aber dauern.
    Gruß
    Christoph

  • Am letzten Freitag hat mich ein Kollege spontan überredet, doch beim Halbmarathon in Marrakech zu starten. Wir sind dann zu dritt am Samstag mittags von Rabat nach Marrakech gefahren (ca. dreieinhalb Stunden Autobahn). Vorab hatten wir ein Hotel gebucht, das unmittelbar am Start/Ziel lag. Die Nachmeldung bei der Ankunft in Marrakech war einfach zu finden, unbürokratisch und schnell.
    Marrakech ist eines der touristischen Highlights Marokkos, hat aber einen ziemlich schlechten Ruf, wegen einer bestimmten Art von Besuchern, die sie anzieht. Marrakech liegt im Landesinnern, einige Kilometer vor dem Hohen Atlas, dessen höchste Gipfel über 4.000 Meter hoch sind. Die Schneefallgrenze liegt zurzeit bei 1.800 Metern, und das Panorama bei unserer Ankunft war beeindruckend.
    Nachts sinken die Temperaturen auch in Marrakech bis dicht über den Gefrierpunkt, und als ich am Sonntag vor dem Frühstück gegen 6.45 h vor die Tür ging, war es bestenfalls 3 Grad „warm“. Nach einem Frühstück haben wir uns mit einer weiteren Kollegin, die läuferische Verstärkung aus Deutschland mitgebracht hatte, in der Lobby getroffen, und sind 15 Minuten vor dem Startschuss zum Start gegangen. Die Sonne war inzwischen aufgegangen, es war immer noch kühl, 8-9 Grad vielleicht, aber wegen der Trockenheit und der Sonne gut auszuhalten.
    Der Start erfolgte pünktlich. Die ersten km waren anstrengend, da gerade die langsamen Läufer – und davon gab es eine ganze Menge – sich weit vorne positioniert hatten. Nach drei km hatte sich das Feld geordnet. Ich traf einen der angereisten deutschen Bekannten, und wir liefen ein paar km zusammen. Er bereitet sich auf den Kapstadt-Marathon Anfang April vor (wo man allles laufen kann), hatte eine Zielzeit von 1.50 h angepeilt und ließ sich nach einer Weile zurückfallen.
    Die Strecke ging meistens über breite Straßen, gelegentlich durch Olivenhaine und Gärten, in der zweiten Hälfte dann entlang der Stadtmauer um die Altstadt herum. Durchgehend asphaltiert, allerdings tut man gut daran, die Augen aufzuhalten, da auch in Marokko gelegentlich Gullydeckel entwendet werden. Schade, denn einen der Höhepunkte bildet das Panorama der schneebedeckten Gipfel des Atlas, das man auf den ersten Kilometern, die Richtung Osten gehen, immer wieder vor sich sieht.
    Am Rande deutlich mehr Menschen als im Oktober in Casablanca, kein Vergleich zu Berlin, aber doch gelegentliche Anfeuerungen. Viele Schulklassen waren zum Jubeln abkommandiert worden, aber die Begeisterung der Kleinen war ehrlich und spontan.
    Wasser wieder aus Flaschen, ein ganz ganz großer Pluspunkt im Vergleich zu den Bechern. Das sollten wir in Deutschland einführen. Die Verpflegungspunkte nicht ganz so wie angekündigt, bei km 15 gab es Schwämme, aber das versprochene Wasser wartete erst 2,5 km später.
    Die Wintersonne schien ununterbrochen, in Verbindung mit der klaren kühlen Luft bei Windstille ein ideales Laufwetter.
    Ich habe es dann auf der zweiten Hälfte schneller angehen lassen und bin die letzten 10 km in 48 Minuten gelaufen. Wenn man die 2 Minuten am Start von der Bruttozeit abzieht, dann liege ich bei 1:44:30, eine für meine Verhältnisse gute Zeit.
    Für Marrakech sprechen die Strecke, die Organisation, die Stimmung, das Wetter (das allerdings nicht garantiert ist, es kann natürlich auch heftig regnen).
    Gegen Lauftourismus nach Marrakech spricht, dass der HM zwar über eine nette Strecke führt, die Marathon-Strecke aber wohl nicht mehr viel hermacht. Marrakech ist teuer, und dazu kommt die unverschämte Preisgestaltung der Veranstalter. Ausländer bezahlen 40 € für den HM, 60 € für den Marathon. In Marokko lebende Ausländer kommen mit 24 bzw. 36 € günstiger weg. Marokkaner zahlen für beide Strecken 50 Dirham, das sind 4,50 €. Dazu muss man wissen, dass unser Hotel voll mit marokkanischen Läufern war, die also auch nicht zu den Ärmsten der Armen zählten und von denen viele ihren Start von ihren Firmen gesponsert bekamen. Der Lauf wird also allein von den zahlreichen ausländischen Läufern – v.a. aus Frankreich, Spanien und Italien – finanziert, und das finde ich in diesem Ausmaß nicht ok.
    Nächstes Rendezvous Mitte März in Bouskoura bei Casablanca zu einen 15 km-Lauf. Am 1. April steht dann der HM in Rabat auf dem Programm.
    Christoph