GutsMuths - Rennsteiglauf - 16.05.2009

  • Autorin: Kerstin



    Verfasst am: 17 Mai 2009 14:31 Titel: GutsMuths-Rennsteiglauf, 16.05.2009

    Auch am Tag danach hält die Euphorie nach dem vollbrachten Rennsteig-lauf noch vor, auch wenn es diesmal „nur“ der Halbmarathon war, zu dem ich mich –Nikolaus sei Dank! – „aufgerafft“ hatte. Ein wenig dicht nach den 25km vom letzten Wochenende, aber am Ende „passte“ alles doch recht gut.
    Der Halbe unterscheidet sich vom Marathon, den ich in den Vorjahren gelaufen bin, nicht nur durch die Strecke und eine höhere Teilnehmerzahl, auch durch eine größere Hektik am Start (7.30 Uhr), auch fehlte z.B. das gemeinsame Singen des Schneeschuhwalzers. Ein Grund mehr, wieder auf den Marathon (oder mehr?) umzusteigen, außerdem gibt’s beim Marathon und Super-Marathon im Unterschied zum Halbmarathon eine Medaille.


    Am Vorabend sah alles noch nach einem Regenlauf aus, es schüttete. Aber am Lauftag selbst blieb es bis ans Ziel trocken, es kam sogar noch die Sonne heraus. Die Wege waren entsprechend aufgeweicht, also ein Muss für alle, die Crosslauf mit Schlamm und richtig Modder mögen (bei der Wahl der Laufschuhe zu berücksichtigen)!
    Start für die Halbmarathonis war in Oberhof, 820m hoch gelegen. Es gab einen Startschuss für alle, die Läufer waren nach Blöcken sortiert. Im Block 2 kam ich ganz gut weg, auf jeden Fall besser als bei den 25km von Berlin. Natürlich sind Wanderwege enger und es gibt immer mal kleine „Staus“. Die Anstiege hielten sich in Grenzen, dennoch war ich erleichtert, als ich das Schild Höchster Punkt der Strecke 973m am Großen Beerberg bei km7 passierte. Schlimmer als die Anstiege empfand ich mitunter die Passagen bergab, oft recht steinig. Da war Konzentration gefragt – wie eigentlich fast auf der gesamten Strecke. Allerdings führten diese Abstiege auch zu enormen „Tempoverschärfungen“, sodass ich das etwas langsamere Tempo bergauf wieder ein wenig ausgleichen konnte. Die Verpflegung unterwegs (2 Verpflegungspunkte bei km 9,5 und 15,7) und am Ziel war perfekt – Wasser, Tee, Cola, Obst.
    Das Publikum steht nicht so dicht wie beim Berlin-Marathon, aber es ist zu spüren, dass es ein Traditionslauf ist, es fanden sich selbst im Wald immer wieder Enthusiasten, die uns anfeuerten.
    Am Ziel: Der Sportplatz in Schmiedefeld war eine einzige Festwiese. Vom Köstritzer über die Thüringer Bratwurst bis hin zu leckeren Waffeln – natürlich mit Sahne! – war alles zu haben. Ich hatte im Ziel durchaus das Gefühl, es hätte noch weitergehen können. Ich fühlte und fühle mich noch richtig gut, also die Frage – welche Strecke wähle ich nächstes Jahr?? Es heißt nicht umsonst einmal Rennsteig – immer Rennsteig. Landschaft und Atmosphäre sind einfach sehr schön!


    Schlichtweg beeindruckend natürlich die Supermarathonis, die "Königsläufer"! Als ich irgendwann auf der Strecke das km-Schild für die wahren Rennsteigläufer sah, und zwar mit der Aufschrift km 63, dachte ich nur Hut ab!
    Mit dem Busshuttle von Schmiedefeld zum Startort Oberhof fuhren wir an den Supermarathonis vorbei, die bereits mehr als 6h unterwegs waren, ca. 1 Laufstunde noch von Schmiedefeld entfernt – und die schlichen nicht etwa, sie liefen in zügigem Tempo!
    Jan, echte Hochachtung! Ich bin sehr gespannt auf Deinen Laufbericht!


    Wolfgangs Vorschlag, nächstes Jahr mit der Laufgruppe an den Rennsteig zu fahren, finde ich super. Für alle, die mit dem Gedanken spielen oder nach neuen Herausforderungen/Zielen suchen – der Termin für den Rennsteiglauf liegt im nächsten Jahr am 8.Mai.


    Halbmarathon : Start in Oberhof (um 7.30 Uhr), Anstiege 282m, Abstiege 391m
    Marathon (43,5km) : Start in Neuhaus (um 9.00 Uhr), Anstiege 667m, Abstiege 736m
    Super-Marathon (72,7km): Start in Eisenach (um 6.00 Uhr !), Anstiege 1490m, Abstiege 989m
    Ziel für alle ist Schmiedefeld (711m NN)


    Weitere Daten sind unter http://www.rennsteiglauf.de zu finden.

  • Autor: Laufbär



    Verfasst am: 17 Mai 2009 15:06 Titel: GutsMuths Rennsteiglauf, HM am 16.5.2009 (Bericht Laufbär)

    Hallo,


    ich sehe gerade, dass Kerstin schon einen Bericht geschrieben hat. Setze meinen trotzdem rein. Nur als Ergänzung.


    Aaaalso:



    37. GutsMuths Rennsteiglauf


    Strecke: 21,1 km


    Startort: Oberhof


    Startzeit: 7:30 Uhr


    Äußere Bedingungen am 16.5.09, 6:45 Uhr: knapp 10 Grad, kein Regen aber nasses Geläuf


    Teilnehmer: gut 6000


    Zeitmessung: Championchip


    Zwischenzeitangabe: nein


    Streckenmarkierungen: jeder Kilometer ist ausgewiesen – die Abstände der Markierungen untereinander stimmen möglicherweise nicht immer genau


    Verpflegung: nach Kilometer 9, nach Kilometer 15 und im Ziel; übliche Getränke in Pappbechern. Wenn es warm ist, könnte es geboten sein, selbst Getränke bis Kilometer 5 mitzunehmen.


    Zielort: Schmiedefeld


    Finishershirt: nein, für ein Funktionsshirt müssen 18 Euro verauslagt werden


    Medaille im Ziel: nein (wohl nur für Marathonis, Supermarathonis und Jugendcross-Läufer)


    Duschen/Umkleidemöglichkeiten: ja


    Läuferparty: ja


    Stimmung dortselbst: heiter


    Rücktransfer nach Oberhof: per Bus, klappt gut (knappe halbe Stunde)


    Kurzfassung:
    Landschaftslauf mitten im Thüringer Wald auf historischem Wanderpfad mit wenigen steilen, vielen langsam-stetigen Anstiegen und zT richtig „giftigen“ Bergab-Passagen. M E läuft man insgesamt mehr runter als hoch. Die schöne Landschaft ist reichlich vorhanden, Zuschauer sieht man allerdings kaum. Die Bodenverhältnisse sind uneinheitlich, von Asphalt bis richtig üble Schotter- und Wurzelpiste. Die Stimmung im Ziel ist ausgelassen.



    Langfassung:


    Vor dem Start:
    Das Thema Kleiderbeutel ist so eine Sache. An der Startnummer findet sich ein Abrisskärtchen, da steht in kleiner Schrift noch mal die eigene Nummer und u. a. das Wort „Suppe“ drauf. Der Veranstalter möchte, dass dieses Stück der Startnummer abgetrennt und mit Sicherheitsnadeln an dem Beutel befestigt wird. Erfahre ich morgens von Kerstin. Aha. Allerdings werden vom Veranstalter wohlweislich nur die obligaten 4 Sicherheitsnadeln in den Startnummernumschlag gepackt, damit man bloß nicht selbst drauf kommt. Also: Vorher eine oder zwei Nadeln organisieren. Kein Problem, wenn man es weiß. Die Kleiderabgabe in Oberhof selbst läuft chaotisch ab. Sie hat offiziell bis 7:00 Uhr(!) zu erfolgen – das ist aber vielen Neulingen nicht klar, weil sich in der umfangreichen Rennsteiglaufzeitung nur ein ungünstig platzierter, kleiner Hinweis findet – und bei vergleichbaren Veranstaltungen die Kleiderbeutel nicht 30 Minuten vorher abgegeben werden müssen, sprich: Man rechnet einfach nicht damit! Im großen Startbereich (an der Therme) finden sich keine(!) Hinweisschilder auf die Transport-LKW´s. Also hühnern alle, auch die Erfahrenen („letztes Jahr war´s woanders“), kreuz und quer durcheinander und folgen denen, die mit Beutel am energischsten in eine Richtung gehen – in der Hoffnung, dass die schon wissen werden, wohin es geht. Vom Platz der LKW´s kommen einem die ersten Fahrzeuge schon um 7:00 entgegen, Ordner mahnen lautstark zur sofortigen Kleiderbeutelabgabe... Alles in allem ordentlich stressig, selbst wenn es letzten Endes gerade noch geklappt hat. Nach 37 Jahren Rennsteiglauf war das Geschehen in Oberhof am Morgen des 16. Mai 2009 kurz vor dem Start aber wahrlich keine Sternstunde der Organisation. TIP für Neulinge: Sehr rechtzeitig erscheinen! Noch ein TIP: Die Kleiderbeutel liegen in Schmiedefeld unbeaufsichtigt unter freiem Himmel auf der Wiese. Je nach Witterung empfiehlt es sich, die Wechselkleidung noch mal gesondert in Plastik zu wickeln, bei Regen suppt sonst alles in die Beutel. Und vorsichtig sein mit Wertsachen.



    Nach dem Start:


    Erstes Drittel (Kilometer 1-7): Es erfolgt ein Blockstart wegen der vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Neulinge in Sachen Rennsteig kommen automatisch in den letzten Block. TIP für Ambitionierte: Aufdruck „Block VI“ ignorieren und vorne anstellen. Es ist sonst auf der sehr engen Strecke kein Durchkommen! Ich meine: absolut kein Durchkommen!! Ich bin im Block I gewesen, hinter „Elite“ (es sind also eigentlich 7 Blöcke) und kam nach dem Einbiegen auf den Rennsteig selbst (nach ca. 2,5km) bis Kilometer 7 keinen Meter in meinem gewünschten Tempo voran. Bis dahin führt der Weg aus Oberhof raus erst hoch und dann ein kleines Stück bergab auf Asphalt. Der Läuferlindwurm mäandert aber ab da so im ganz knappen 5-Minuten-Schnitt durch den Wald. Überholen ist faktisch unmöglich wegen des Hohlwegcharakters der Strecke und dem dichten Wald links und rechts. Bis Kilometer 7 geht es auf dem Rennsteig selbst überwiegend bergauf.


    Zweites Drittel (Kilometer 8-14): Kilometer 8 hat es richtig in sich. Steil bergab, im Hohlweg, Schotter, Wurzeln, Schlamm – und alle wollen Zeit gutmachen, so dass ich (wie alle um mich herum, man wird einfach mitgerissen) im Sub-4-Schnitt da runter brettere. Das gleicht mehr einem anspruchsvollem Aufmerksamkeitstest als einem Lauf. Was für ein Gehüpfe und Ausbalancieren! Auf dem Weg zu KM 9 schleicht sich das Gefälle aus und die Strecke steigt wieder an. Nach Getränkestelle und KM 10 geht es – mit einigen kleinen Bergauf-Pasagen als Unterbrechung – überwiegend runter, zunächst etwas steiler, dann sanfter. So um die KM 13/14 bieten sich einige sehr schöne Ausblicke in die thüringischen Tallandschaften.


    Drittes Drittel (Kilometer 15-21,1):
    Nach KM 15 kommt die zweite Verpflegungsstelle. Nicht lange aufhalten, Schwung mitnehmen von der zurückgelegten abschüssigen Strecke, denn unmittelbar nach den Getränken steigt der Weg noch mal knapp ca 2 km an. Ab KM 17 geht es die letzten vier Kilometer nur noch bergab – steil aber „sicher“ auf Asphalt und in Serpentinen. Da kann sogar ein Schnitt um die 3:50 gehalten werden. Ein Durchhaltetest für die Knie!


    Nach dem Zieleinlauf:
    Die allgemeinen Begleitumstände sind unauffällig. Es gibt Getränke und Obst, das Übliche halt. Die Duschen sind warm. Das Essen auf dem Festplatz ist reichhaltig und die allgemeine Laune gut. Farbenfrohes Gepränge allüberall, man kennt sich, man fachsimpelt, wie´s halt so ist, wenn alle ein bisschen stolz auf sich sind. Der Rücktransfer nach Oberhof klappt problemlos.


    Fazit:
    Der Halbmarathon ist nur zum Anfüttern da! Ganz ehrlich: Das ist nix Halbes und nix Ganzes. Weder die engen Bergauf-Passagen, noch die absurden Bergab-Passagen sind vergleichbar zu anderen Läufen, die Zwischenzeiten weder so rum noch so rum repräsentativ. Außer Knieschmerzen bringt das auch nichts. Das können wir hier in Berlin leichter haben. Außerdem wird auf dem Festplatz ganz klar, wer an dem Tag die wahren Helden sind: „Den Rennsteiglauf“ hat nur bewältigt, wer sich tatsächlich 73km über die Strecke und durch das appetitliche Verpflegungsstandangebot (Neben Tee, Wasser u. a. auch Schleim, Bier, Wurst und Brühe) gequält hat. Nächstes Jahr will ich auch in Eisenach loslaufen, denn nur da starten die richtigen Männer ! Und dann noch eine Nacht in Schmiedefeld dranhängen. Des leckeren Köstritzers wegen.




    .

  • Autor: Jan


    Verfasst am: 17 Mai 2009 21:50 Titel: 37. Rennsteiglauf - SM - Jan

    Kerstin und Nikolaus waren ja wirklich superschnell - nicht nur beim Laufen, sondern auch mit dem Schreiben.


    Hier ist nun endlich mein Bericht


    Um es gleich vorweg zu nehmen - es war eine einzige Katastrophe.
    Ich weiß nicht, woran es lag - vielleicht hätte ich doch nicht die 25 de Berlin unter 1:40 h laufen sollen oder die Wege waren zu schlammig oder ich hätte überhaupt auf die vielen kleinen Wettkämpfe verzichten u. mich mehr auf lange Läufe in hügeliger Landschaft konzentrieren müssen... Ich weiß es nicht, aber so, wie ich mich auch dieses Jahr wieder über den Rennsteig gequält habe, so geht es einfach nicht, das macht einfach keinen Spaß.
    Voriges Jahr habe ich noch großspurig verkündet: 7:19 h , das war nur ein Ausrutscher, weil ich vorher erkältet war und viel zu schnell losgelaufen bin. Normalerweise könne ich die Strecke selbstverständlich unter 7 Stunden laufen, aber dieses Jahr bin ich zu dem Schluss gekommen, dass hier grundsätzlich irgendetwas schief läuft.
    Auf den ersten 25 km und ca. 800 Höhenmetern von Eisenach bis auf den Inselsberg habe ich mich diesmal bewusst zurückgehalten, bin so im 5:30er Tempo gelaufen und die steileren Anstiege gegangen, obwohl ich mich frisch fühlte u. locker auch alle Anstiege hätte laufen können und obwohl ich dadurch mitten in das Läuferfeld zurückgefallen bin, was das Laufen auf den schmalen Wegen nicht gerade leichter macht. Ab Km 30 bin ich so gelaufen, wie ich mich fühlte und die Steigungen weiter brav gegangen. Natürlich begannen die Beine wieder zu schmerzen, aber das war ja vorauszusehen und blieb alles noch in einem beherrschbaren Rahmen. Am Km 55, der offiziellen Zwischenzeitnahme und möglichem Ausstiegspunkt, kam ich nach 5 Stunden an und der Sprecher dort kündigte mich auf Platz 155 an, das war nicht doll aber ich konnte damit leben. Dann kam noch das Rondell und dann der lange Aufstieg auf den Großen Beerberg, und hier bin ich wieder in Agonie versunken. Ich hatte kein Schmerzmeßgerät dabei, aber irgendwie war es noch viel schlimmer als im vorigen Jahr. Selbst das Gehen an den Steigungen tat diesmal weh und wenn ich mich wieder dazu zwang, in einen ganz, ganz leichten Zuckeltrab zu fallen, bei dem nur die Zeit, aber nicht die Km-Punkte vergehen, wurde mir richtig schwindelig vor Schmerzen und die Beine fühlten sich an, wie ein einziger wunder Klumpen, der alles wollte, nur nicht sich bewegen. Und dann dieses ständige Überholt werden. Zwischen Km 30 und 50 ungefähr, teilen sich die Supermarathonis die Strecke mit den Nordic Walkern und ich dachte noch so beim Laufen: Nichts ist nerviger, als dieses scheußliche Geklapper der Stöcke in der Stille des Waldes. Aber nun gab es etwas, was noch nerviger war: Das näher kommende Schlurfen von Läufern, die auch ganz langsam, aber doch nicht so langsam wie ich waren. Dieses Geräusch sollte mich von nun an fast bis zum Ziel begleiten. Im Durchschnitt 6 min/km hört sich jetzt gar nicht so schlimm an, aber für jemand, der im Training niemals so langsam gelaufen ist, und sich jetzt doch im Wettkampf befindet, wo er ganz besonders schnell sein möchte, ist so etwas allein psychisch kaum auszuhalten. Auf den letzten 20 Km habe ich aber pro 5Km-Abschnitt so 40-45 Minuten gebraucht. Der Ultra ist eben eine eigene Welt. Da geht es irgendwann nicht mehr um Zeiten und Plazierungen, da geht es nur noch um das nackte Überleben und am besten wäre es, man könnte sich in einen meditativen Zustand versenken, bei dem man überhaupt nichts mehr wahrnimmt, sondern gleichsam wie in Trance vor sich hin zuckelt.
    Die Zuschauer, die auf diesem Abschnitt an der Strecke stehen, sind zwar selten, aber dafür ganz besonders einfühlsam. Am Gipfel des Großen Beerberges stand jemand, der sagte: Ab jetzt wirds leichter, jetzt kann man wieder normal laufen. Ja, schön wär's. Und so zwischen Km 65 und 70 stand eine Frau, die rief mir zu: Ja toll, so kommt man auch ins Ziel. Womit sie wohl meinte: So langsam aber stetig. Aber ich dachte nur: So kommt man auch ins Ziel, was für ein Fiasko.
    Zum Glück ist die Supermarathonstrecke auf den letzten Kilometern nicht nur abfallend, sondern auch von der Wegbeschaffenheit her sehr leicht zu laufen. Man fliegt wie mit dem Flugzeug von oben in die Kleinstadt ein, sieht sie vor sich liegen und ist wenig später auch schon mitten drin. Und natürlich sind auch die Schmerzen, die eben noch so unerträglich waren, fast wie weggeblasen - hat einem der Körper nur was vorgegaukelt? - und läuft leicht und locker mit einem kleinen Endspurt auf die Zielgerade. Das ist wirklich sehr angenehm, viel besser als die letzten Kilometer der Marathonstrecke, wo man sich kurz vor dem Ziel noch mal ganz schön quälen muss.
    Organisatorisch ist beim Supermarathon absolut nichts auszusetzen. Man bekommt Freitagnacht in Eisenach umsonst Klöße mit Rotkohl serviert, fast umsonst ein Quartier mit Frühstück, hat viel Platz beim Laufen, die 2000 Leute verteilen sich schnell auf der langen Strecke und man wird von vorne bis hinten bedient, wie es sich halt für Könige gehört. Die Zubringerbusse sind leer und immer da, wenn man sie braucht, man bekommt sein Finisher T-Shirt, natürlich Funktionsfasern und natürlich umsonst, schon vor dem Start und im Ziel eine Medaille, Suppe und Bier, wenn man seine Bons nicht vorher von der Startnummer abgerissen hat.
    Besonders lustig fand ich, dass diesmal versehentlich, drei Pferde mit von der Partie waren. Mich überholten sie so bei Kilometer 4. Aber das brachte niemand aus der Ruhe. Die Läufer riefen einfach: Pferd von rechts und damit war die Sache erledigt. Die Pferde hatten sichtlich Freude am Laufen in einer so großen Herde, wurden aber leider irgendwann aus dem Rennen genommen, wohl, weil sie keine Startnummer hatten. In der Online-Ausgabe der Thüringer Allgemeine habe ich Fotos von ihnen gefunden und sie für meine Fotowebsite heruntergeladen - so etwas sieht man nicht alle Tage.
    Der folkloristische Massenrummel auf der Festwiese ist sicher nicht jedermanns Sache. Ich hatte das Gefühl, dass es diesmal noch voller war als in den Vorjahren. Man konnte sich bei diesem Krach kaum unterhalten, aber ich habe leider auch niemand Bekanntes dazu getroffen. Die Halbmarathonläufer waren ja schon im Ziel als ich noch das Schlimmste vor mir hatte. Lediglich ein Läufer aus Jörns "Cottbusser Rennschnecken" Laufguppe hat mich am T-Shirt erkannt und schon kurz nach dem Start angesprochen. Wir sind eine Zeit lang zusammen gelaufen und kurz vor dem Ziel, als es mir gerade nicht so gut ging, hat auch er mich noch überholt. Ich habe ihm gesagt, dass Jörn auch den Halbmarathon laufen würde, aber das war wohl eine Falschinformation. Doch "dabei gewesen", sollte man auf dem Rennsteig, zumindest als Läufer, schon einmal. Diese Euphorie ist für mich nur mit dem Berlin Marathon vergleichbar, sonst habe ich noch bei keiner Laufveranstaltung so viel Stimmung erlebt. Deshalb wäre es wirklich toll, wenn sich für den nächsten Rennsteiglauf eine Gruppe der FH-Runners fände, die gemeinsam dort runter fährt und sich nach dem Lauf verabredet. So als Einzelkämpfer kommt man sich dort selbst als König doch ein wenig verloren vor.
    Dass Oberhof mit seinen, nicht 6 sondern fast 7 Tausend Startern im Chaos versinken würde, habe ich mir schon gedacht, obwohl ich es noch nie ausprobiert habe. Entweder Natur oder Masse, aber in einer großen Masse durch die Natur laufen, das kann nicht funktionieren. Ich bin froh, dass Nikolaus und Kerstin die Sache trotzdem so gut überstanden haben. Vor einem übereilten Start beim Supermarathon kann ich nur warnen. Zumindest sollte man vorher beim Marathon ausprobiert haben, wie es ist, stundenlang Berge hoch und runter zu laufen, und ob man sich vorstellen kann, danach noch ein paar Stunden so weiterzulaufen. Ich bin vier oder fünf Mal den Marathon gelaufen, und trotzdem war der Supermarathon wieder ein Schock für mich und ich kam mir vor, wie ein blutiger Anfänger, der seine Kräfte nicht richtig einteilen kann. Vielleicht lag es ja auch daran, dass ich doch kein "richtig harter Mann" bin, aber was sind dann eigendlich die vielen Frauen, die mich so leicht und locker überholt haben?
    Hier sind die angekündigten Fotos.
    Eigene Fotos habe ich nicht gemacht.




    .

  • Autor: Rennschnecke



    Verfasst am: 18 Mai 2009 13:42 Titel: Rennsteiglauf, Bericht Jörn

    trabi: war doch dabei


    Also eigentlich wurde zum Halbmarathon schon alles gesagt, das wichtigste nochmal:
    pünktlich da sein, so ca 6:45 Uhr, damit man noch Zeit hat, die Gepäcklaster zu finden.
    Bestzeiten sind nicht zu erwarten, da man auf den ersten Kilometern ständig abbremsen muss, von links nach rechts ausweichen muss etc. Die Wege sind auch nicht besonders breit.


    Kurz zu meinem Lauf, ging alles wunderbar, ab km14 hatte ich ne Blase am rechten Fuß, ab km 16 fing mein Knie bergan zu schmerzen, weswegen ich dann auch nicht bergab so schnell laufen konnte.


    Jedenfalls nächstes Jahr wieder mehr trainieren und wieder dem Marathon anschließen. Ich finde, dieser ist schöner als der Halbe. Für den Supermarathon sollte man doch schon sehr gut trainieren, wie Trabi schon sagte.
    @nikolaus: ich weiß nicht, ob du die Marathonläufer hast dne Berg rauf laufen sehen. Denn das allein macht den Lauf einzigartig. Klar sind im Zieleinlauf die Supermarathonis die Könige, aber ich denk mal, sie haben es sich auch verdient.
    Für den Marathon sprechen für mich mehrere Sachen:
    1. Der Start: Es wird keine Musik vom Band gespielt (meistens Stimmungslieder, beim Halben fing ein Lied folgendermaßen an: "In unserem Stammlokal... ". Das fand ich etwas unpassend, wenn man am Start steht und friert), sondern live mit Blaskapelle, Höhepunkte sind das Rennsteiglied und der Schneewalzer (da muss man mitschunkeln und Mitsingen, Tipp, vorher den Text lernen )
    2. Die ersten 5km gehts auf ner breiten Bundesstraße entlang (allerdings auch mit Wald rundrum), so dass sich das Feld einpegelt. Es gibt nur eine Stelle, wo es sich etwas staut, das ist ca bei km 15, wenn es einen Hohlweg runter geht)
    3. Lecker Haferschleim (empfohlen wird der bei km28 in Neustadt), bei km 37 in Frauwald gibts dann auch Bier, wer denn mag
    4. Wie oben schon beschrieben der Zielanstieg kurz vor dem Ziel. Man rennt bei ca. km41 steil runter nach Schmiedefeld, im Ort biegt man dann zum Anstieg ein und sieht gleich das Schild mit der Aufschrift 42,195km. Heißt also noch 1,4 km bis zum Ziel. Nach 900 Entfernungs- und 90 Höhenmetern (macht glaub ich ne Steigung von 10%) hat man den Berg erklommen, ist aber noch nicht im Ziel, sondern hat noch ca 500m bis zum Ziel zurückzulegen, schafft man, sollte jedoch vorher sich auch noch drauf einstellen. Aber den Berg schafft man, kann gar nicht gehen, weil das Spalier der Zuschauer immer dichter wird (ähnlich Bergankünften beim Radsport)
    5. Startgeld kostet auch nicht viel mehr als beim Halben, allerdings ist der Bustransfer nicht im Startgeld enthalten wie beim Halbmarathon
    6. Man kann noch ca 1 Stunde länger schlafen, hängt auch davon ab, wie weit man noch bis zum Start von seiner Unterkunft zu fahren hat.


    Also, wenn ich fit bin, steh ich nächstes Jahr wieder in Neuhaus am Start




    .