Marathon in DEU allgemein

  • Konkurrenz der Marathon-Veranstaltungen: Der Kampf um die Läufer


    Von Olaf Jansen (hier und heute, 15.10.2012, 18.05 - 18.20 Uhr WDR Fernsehen)


    Beim Köln Marathon war die Stadt am Sonntag (14.10.2012) fest in Läufer-Hand. Doch die Veranstalter kämpfen mit sinkenden Teilnehmerzahlen, denn die Konkurrenz um die Läufer ist groß: In vielen NRW Städten gibt es mittlerweile ähnliche Veranstaltungen.


    Kölner Marathon 2012: Die Teilnehmerzahl ist gesunken


    Es ist nicht so, dass sich Markus Frisch freut, wenn beim Kölner Marathon schwache Zeiten gelaufen werden. Schließlich bedeuten gute Zeiten viel Werbung und Prestige für Marathonveranstaltungen. Aber wenn die Topleute in Köln am Sonntag (14.10.2012) absolute Spitzenzeiten laufen sollten, würden sie vertragsgerecht mit attraktiven Prämien belohnt. Und daher kann Frisch, Geschäftsführer des Kölner Marathons, gar nicht anders: Insgeheim muss er auf etwas schwächere Siegerzeiten hoffen. Die veranstaltende KölnMarathon GmbH wird auch in diesem Jahr wieder jeden Euro gut gebrauchen können, um ein Minus in der Gesamtabrechnung zu vermeiden.


    "Wir haben in den letzten Jahren stets mit plus/minus Null abgeschlossen. Das streben wir auch diesmal wieder an. Aber es wird wieder eine Gratwanderung", sagt Frisch. Marathon-Veranstaltungen sind teuer. Straßenabsperrung, Zeitmessung, Infrastruktur, medizinische Versorgung, Verpflegung, Siegerprämien - rund zwei Millionen Euro benötigt der Kölner Veranstalter, um das Lauf-Event, das jedes Jahr in der ersten Oktober-Hälfte stattfindet, überhaupt stemmen zu können. Besonders die Absicherung der gut 42 Kilometer langen Strecke schlägt eine tiefe Bresche in die Kasse. "Die Streckenabsperrung ist bei einem Stadt-Marathon der mit Abstand größte Posten", sagt Frisch.


    Kaum Unterstützung von der Stadt


    Ein sechsstelliger Betrag, den die Kölner Veranstalter stets allein stemmen müssen. "Bei anderen Marathons sitzen oft die Städte mit im Boot und übernehmen diese Kosten. Wir müssen diesen Betrag selbst tragen", klagt Frisch, der angesichts der finanziell angespannten Lage der Stadt Köln allerdings genau weiß: "Da können wir auch zukünftig auf keine Unterstützung hoffen." Eine unbefriedigende Situation, denn die Stadt profitiert immens von der großen Veranstaltung. Neben den insgesamt rund 25.000 Teilnehmern, die aus über 40 Ländern anreisen, werden auch diesmal wieder rund 750.000 Zuschauer an der Strecke erwartet. Neben dem Imagegewinn ist das auch ein beträchtlicher Wirtschaftsfaktor für Köln.


    Die Marathon-Veranstalter aber sind froh, dass sie 2012 mit dem örtlichen Energieversorger einen neuen Hauptsponsor für ihren Lauf gewinnen konnten. Der garantiert einen Teil der Einnahmen, der andere Teil fließt aus den Startgeldern der Läufer in die Kassen. Knapp 50 Euro kostet eine Startnummer, wenn man früh bucht. Rund das Doppelte zahlt jeder, der sich erst kurz vor der Veranstaltung zum Mitmachen auf der 42,195 Kilometer langen Strecke durchringen kann.


    Ausgebuchter Halbmarathon


    Auf die rund 7.300 Marathon-Starter des letzten Jahres werden sie diesmal in Köln nicht kommen, dafür werden steigende Zahlen beim parallel stattfinden Halbmarathon erwartet. "Der Trend geht allgemein zur kürzeren Strecke, das ist auch bei uns nicht anders. Wahrscheinlich werden diesmal alle unsere 13.500 Startplätze für den Halbmarathon ausgebucht sein", sagt Frisch. Waren es vor Jahren reine Marathon-Läufe, mit denen die Organisatoren genügend Teilnehmer aquirierten, ist man heutzutage gezwungen, unterschiedlichste Lauflängen und Disziplinen anzubieten. Der Halbmarathon gehört mittlerweile überall dazu, zudem werden Staffelläufe, Schülerstarts, aber auch Rennen für Inline-Skater angeboten.


    Dennoch haben die Veranstalter mit sinkenden Teilnehmerzahlen zu kämpfen, die in der Tat auf ein leicht verändertes Verhalten der Läufer zurückgehen. Andererseits konkurrieren mittlerweile auch jede Menge Lauf-Veranstaltungen um die Kunden. Köln, Düsseldorf, Bonn, Duisburg, Leverkusen, Wattenscheid – auch in NRW gibt’s mittlerweile eine ganze Handvoll gleichartiger Events.
    "Starterbeutel" als Lockmittel


    Attraktive Streckenführung als Lockmittel


    Gelockt werden die potenziellen Teilnehmer mit einer möglichst attraktiven Streckenführung, möglichst niedrigen Startgeldern und ein paar Naturalien, die sich im "Starterbeutel" eines jeden Läufers finden. Wer Köln gebucht hat, erhält bei seiner Startnummern-Abholung beispielsweise ein Säckchen, das mit einem Kölschglas, Nudeln, Traubenzucker, Rasierer sowie einem Kühlgel gefüllt ist. In Duisburg, wo das Startgeld zwischen 40 und 70 Euro liegt, gibt es sogar ein Laufshirt dazu. Ein T-Shirt bekommt man auch beim Frühjahrslauf in Bonn, allerdings ist der Lauf in der ehemaligen Bundeshauptstadt mit einem Startgeld zwischen 110 und 130 Euro auch der deutlich teuerste in der Umgebung.


    Der Düsseldorfer Marathon, der wie in Bonn im April stattfindet, lockt die Teilnehmer hingegen mit viel Service rund um den Lauf. So werden den Finishern unter anderem Massagen, ein Wellness-Bereich und Duschen angeboten, außerdem gibt es ein Catering im Bereich hinter dem Ziel. Zudem haben sich die Veranstalter an der Kö für 2013 bereits jetzt einer Initiative gegen Armut und Not angeschlossen. Nach Vorbild des New-York-Marathons werden am Start abgelegte Kleidungsstücke der Läufer gesammelt und an Hilfsbedürftige verteilt.


    Dem setzt Köln-Organisator Markus Frisch lokales Ambiente entgegen: "Unsere Teilnehmer dürfen die üblichen Verdächtigen erwarten: Hunderttausende begeisterte Fans am Streckenrand und die typisch kölsche Atmosphäre."