Lieber Jan,
zu deinem letzten Eintrag möchte ich mich äußern. Du schreibst:
Zitat von "trabi"Mensch Stefan, schreib doch nicht immer so negativ. Auch ohne solche Bedenkenträgereien habe wir es schwer genug, unsere, in der Mehrzahl eher unambitionierten, FHR für irgendetwas zu begeistern.
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Es stimmt schon, je jünger jemand ist und je weniger er trainiert, desto mehr Zeit braucht er, um sich von einem langen Wettkampf zu erholen.
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In Leipzig wird wahrscheinlich nur Maik am Limit laufen und gleichzeitig dafür sorgen, dass sich Arne und ich nicht übernehmen.
Lieber Jan,
Stefan lotet das Thema der körperlichen Überforderung in gleichermaßen knappen wie nachdenklich stimmenden Worten überzeugend aus und bekommt als Quittung weitgehend unreflektierte Anwürfe von deiner Seite zurück. Stefan kann selbstverständlich für sich alleine sprechen, er braucht niemanden, um sich zu verteidigen und das will ich auch gar nicht. Worum es mir geht, ist der Rahmen, in den du deine Aussage setzt. Mit dem sprichst du alle an, mich eben auch. Ich möchte gerne wissen, was dich zu der Aussage veranlasst, die FH Runners seien in der Mehrzahl unambitioniert und ihr hättet es schwer, sie für irgendetwas zu begeistern? An was denkst du, wenn du sowas eintippst? Die FH Runners sind vom Ursprung her eine lockere Gruppe, die ohne Vereinsstruktur gemeinsam joggen geht. Jeden Dienstag und jeden Donnerstag. Das ist es zunächst einmal. Damit sind irgendwann mal alle bei uns angetreten. Und was hat sich daraus entwickelt? Eine hervorragende, aufwändig gepflegte Internetpräsenz (die eigentliche Klammer für das Gemeinsame), regelmäßige gemeinsame Wettkämpfe, Verabredungen zu langen Läufen, traditionelle Pasta-, Glühwein und andere Treffen, eine "Corporate Identity" mit Logo und Shirts, gemeinsame Laufreisen nebst großem Engagement in der Vorbereitung, stets verbindliche (und eingehaltene!) Zusagen auch in Dingen, die finanzielle Konsequenzen haben, obwohl viele voneinander noch nicht mal die Adressen haben. Die Menschen unter dem Logo FHR investieren Lebenszeit und zeigen ein hohes Maß an persönlicher Verantwortung, um in einem sportlichen Rahmen gemeinsame Zeit zu erleben und - ja, darum geht es auch - freundschaftliche Beziehungen zu pflegen. Alles freiwillig und trotz hoher persönlicher Beanspruchung im Alltag. Das ist so ziemlich das Höchste an Ambition und Begeisterung, was ich mir in der heutigen hektischen und unverbindlichen Zeit vorstellen kann.
Die FHR geben allen Gruppen ein Forum. Den echten "Leistungstieren", wie dir und anderen, die ihr regelmäßig wirklich beeindruckende Zeiten erlauft bis hin zu den "Standuhren", die sich einfach nur freuen, ein wenig Sport zu machen und gerne mit den anderen zusammen sind. Dazwischen bewegen sich die, die mal so, mal so drauf sind. Auch das - jeder achtet auf jeden und alle geben sich Mühe, die anderen einzubinden - zeigt, wie tiefgehend die wahre Struktur der FHR ist. Wie überall, gibt es auch bei uns Menschen, die mehr im Vordergrund stehen und andere, die sich eher zurückhalten. Das ist normal. Dies, mal eben dahergeschrieben, mit fehlender Ambition oder Begeisterungsfähigkeit gleichzusetzen, ist meines Erachtens eine grobe Fehlinterpretation, die dieser Gruppe nicht gerecht wird.
Als Fehlinterpretation möchte ich auch deine Aussage zum Trainingsstand bezeichnen. Abgesehen davon, dass viele in ihrer Jugend auch die langen Läufe besser wegstecken als später, sprichst du in dem konkreten Kontext faktisch auch über Dominic und Stefan. Das sind unsere Besten. So schnell wie die warst du noch nie und wirst es nach Lage der Dinge auch nicht mehr werden. Wir sollten uns klammheimlich freuen, dass solche jungen Läufer mit diesem Potential unsere insgesamt eher mittelalte Gruppe leistungsmäßig ganz schön aufpeppen. Schlechten Trainingszustand oder fatalistische Bedenkenträgereien kann ich weit und breit nicht sehen und ich möchte wissen, woher du dafür die Signale bekommst?
Und schließlich zum konkreten Lauf. Wer die Einträge liest, erkennt ein Muster, das nicht zum ersten Mal auftaucht. Es bestehen klare Bedürfnisse (zumal in der Winterzeit), es mitunter locker angehen zu lassen - selbst von den Leistungsträgern. Du haust dann gern mal dazwischen und bringst in diesem Fall ohne Not das Wort Limit selbst in die Diskussion. Damit ist klar, wohin im Januar die Reise gehen soll. Und damit ist auch klar, dass Stefan - der junge Stefan - den alten Jan demaskiert hat. Natürlich geht es dir immer um das Maximum, warum auch immer. Ein Blick auf deine Beiträge zum Mannschaftshalbmarathon zeigt das im Übrigen auch. Damit überforderst du manch anderen. Durch das Geschreibsel von der 1:20 oder 1:35 brechen dir die Leute weg, die das - Verantwortung der Gruppe gegenüber! - nicht gewährleisten können oder - Verantwortung dem eigenen Körper gegenüber! - nicht gewährleisten wollen. Warum taktest du euch nicht bei 1:50 oder 2h ein und siehst dann, was kommt? Wenn mehr geht, OK, wenn nicht, nicht! Stattdessen laufen nun ganz andere Läufer mit, um ein oder zwei Plätze weiter oben zu stehen. Ihr schafft es wahrscheinlich eh nicht nach ganz oben. Da weht ein ganz anderer Wind. Also: Warum dann dieser Stress wegen einer Viertelstunde mehr oder weniger? Wenn man bösartig wäre könnte man sagen, dass die unrealistischen Angaben den ein oder anderen ohne Not abschrecken. Dann wärst du aber ein Teil des Problems, Jan. Und nicht die anderen angeblich Unambitionierten.
Nikolaus