Beiträge von kolbh

    Der SCC ist mittlerweile eine GmbH und die will logischerweise Geld verdienen, das ist vollkommen legitim, vor allem in so einem 'Verkäufermarkt'. Mir gefällt die quantitative Kontingentierung, die einen zwingt, Punkt 12 vor dem Rechner zu sitzen, auch nicht. Ich halte es aber auch nicht für fair, nur die schnellsten und besten Läufer zuzulassen (Zielschluss nach 3 Stunden). Aus meiner Sicht kommen, wenn es um die Fairness geht, nur 2 Verfahren in Frage:
    a) Verlosung
    b) Versteigerung
    Bei a) leuchtet unmittelbar ein, dass jeder die selbe Chance auf Teilnahme hat. Der Preis sollte dann so ausgestaltet sein, dass er die Kosten deckt und der SCC GmbH einen kalkulatorischen Unternehmergewinn beschwert.
    Ich fände b) allerdings noch fairer. Die Marathon-Teilnahme hat für alle einen unterschiedlichen Wert, für manche, die extra aus den USA oder gar Australien anreisen, ist es extrem wichtig, dabeizusein, für andere weniger. Einige würden entsprechend sogar 200 € oder 1000 € bezahlen, anderen sind schon 50 € zu viel. Über eine Versteigerung könnte man die individuellen Zahlungsbereitschaften und damit den jeweils individuell dem Marathon zugemessenen Wert ermitteln und nur die zulassen, für die der Marathon den größten Wert hat (und die entsprechend am meisten zu zahlen bereit sind). Das bietet sich auuch deshalb an, weil die Menge (also die zahl der Startplätze) feststeht und nicht erhöht werden kann, insofern sollte der Preis variabel sein. Preisabsprachen im Sinne von Kartellbildungen sind bei 40.000 Plätzen und weltweit verstreuten Nachfragern auch nicht zu erwarten. Insofern mein Vorschlag an den SCC: Öffnet ab Okrober 2013 für 4 Wochen eure Webseite und lasst alle Laufwilligen ein Gebot abgeben. Die 40.000 höchsten Bieter dürfen teilnehmen.

    Lieber Jan,
    in meinem (nur eingeschränkt sportaffinen) Freundes- und Bekanntenkreis gelte ich als Marathonläufer schon als Extremsportler und harter Kerl. Jetzt weiß ich: Ich bin keiner. Du schon. Hut ab vor dieser Leistung. Erhol Dich gut.
    Holger

    Europacup-Siegerin, dieses Wort hat (nicht nur für Fußballfreunde) einen besonderen Klang. Liebe Kerstin, den Titel hast Du Dir verdient. Rennsteig, Biel und Schwäbisch Gmünd, das ist aus meiner Sicht sogar die Ultra-Champions League. Herzlichen Glückwunsch. Mir fehlen die Worte

    Keine Sorge. Ich regeneriere jetzt ein paar tage und dann gehts weiter. Nächstes Jahr will ich endlich in Berlin laufen und dort versuchen, die sub 3.30 zu bestätigen. In Münster wäre bei besseren klimatischen Bedingungen auf jeden fall eine 3.25 dringewesen, das ist auch mein neues Ziel für die Zukunft.

    Das Jahr 2012 ist für mich ein wettkampfarmes Jahr: Bislang habe ich nur im Mai beim BIG25 mir eine Startnummer angeheftet, der Münster-Marathon war also erst mein zweiter Wettkampf 2012 und schon die Wettervorhersage verhieß nichts Gutes: Im Münsterland waren hochsommerliche Temperaturen vorgesagt, um 12 Uhr sollte das Thermometer auf 29 Grad klettern. Mit entsprechend gemischten Gefühlen habe ich mich am Freitag mit Familie auf den Weg ins Münsterland gemacht. Eigentlich dürfte bei solch einem Wetter eine gute Zeit vollkommen illusorisch sein. Der Besuch der (traditionell im Gymnasium Paulinum organisierten) Marathonmesse bestätigt eigentlich meine Befürchtungen. Es ist heiß; Münster, das genau wie Berlin einen verregneten und kühlen Sommer hinter sich hat, stöhnt unter der Hitze. Unter diesen Bedingungen müssen eigentlich Konzessionen an das Zeitziel gemacht werden.
    Als ich mich am Sonntagmorgen um halb 8 auf den Weg in die Stadt zum Start mache, ist es noch angenehm kühl. Der diesjährige Münster-Marathon ist mein vierter Lauf über die Königsdistanz, entsprechend routiniert läuft das Vorspiel: Eincremen, abkleben, Gel einstecken, noch etwas Trinken, Startnummer befestigen und dann ab zum Start in den Block. Nach langem Grübeln (und eigentlich gegen alle Vernunft) entschließe ich doch, mich hinter dem 3.30-Zugläufer zu positionieren. Meine Bestzeit liegt zu diesem Zeitpunkt noch bei 3.38, bei den Temperaturen ist ein 5er-Tempo eigentlich definitiv zu schnell. Mit meinem alter ego mache ich daher einen (eigentlich unvernünftigen) Deal: Ich beschließe, bis zur Halbmarathon-Marke einen 5er-Schnitt zu laufen und dann einfach weiterzusehen. Die Halbmarathonmarke müsste dann gegen viertel vor elf erreicht sein, d.h. vor der großen Hitze und den Land-Streckenteilen, die in praller Sonne und ohne jeden Schattenschutz zu absolvieren sind. Am Start herrscht ein großes Gedränge, den Münster-Marathon laufen zwar nur ca. 2.500 Läufer, aber das reicht für das massenstart-typische Gewühl. Die ersten km geht es durch die Münsteraner Altstadt, die Strecke ist hier sehr kurvig und zu Teilen auch etwas verwinkelt, aber die Stimmung ist toll. Die Münsteraner Bevölkerung nutzt den Sommertag und feuert uns kräftig an. Wir laufen fast nur im Schatten, was zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich noch nicht notwendig wäre, denn noch ist es nicht heiß. Bei km 10 zeigt die Uhr irgendetwas mit 49 Minuten, ich bin also perfekt im Plan. Hier nehme ich auch mein erstes Gel, ich habe nämlich beschlossen, diesmal drei (und nicht wie sonst nur 2) Gels zu verzehren und zwar bei den km 10, 20 und 30. Zwei habe ich einstecken, ein drittes wird mir meine Frau später in Roxel bei km 29 in die Hand drücken. Bei km 15 geht es dann raus aus der Stadt, die Temperaturen sind mittlerweile merklich gestiegen und nun beginnt der schattenlose Teil der Strecke. Die ersten Läufer zahlen bereits jetzt ihren Tribut an die Hitze; mich wundert, dass auch viele Staffelläufer, die nur ca. 10 km zu absolvieren haben, merklich langsamer werden oder sogar gehen. Auf der Halbmarathonmatte bleibt die Uhr bei 1.44 h stehen: Punktlandung, hier stellt sich die Frage: Was jetzt, wie weiter? Ich erinnere mich gut an meinen letzten Münstermarathon (den 2011er). Dort habe ich bei Temperaturen unter 20 Grad einen Einbruch bei km 26 erlebt, der sich gewaschen hatte und der den Rest zu einem reinen „Run of Pain“ werden ließ. Dies wollte ich unbedingt vermeiden, andererseits fühlte ich mich gut und so beschloss ich, einfach in dem Tempo weiterzulaufen und zu schauen, wie lange ich den 5er Schnitt halten könnte. Das zweite Gel nahm ich dann bei km 22 und das gab mir noch einmal einen Schub, bis km 30 lief es rund. Mittlerweile war es wirklich brüllend heiß geworden. Ich nutze entsprechend jede Versorgungsstation (alle 2,5 km), um Wasser zu trinken und mich zu kühlen. Viele Anwohner der Stadteile Roxel, Nienberge und Gievenbeck stellen ihre Gartenbewässerungsanlagen als Läuferduschen zur Verfügung, ein toller Service, den ich ebenso ausgiebig in Anspruch nahm. Die Hitze fordert nun immer mehr Tribut, die Zahl der ‚Geher‘ wächst und wächst. Einen mentalen Schub gibt mir die Tatsache, dass ich auch immer mal wieder einen ausgepumpten Staffelläufer überhole. Bei km 29 treffe ich meine Familie, bekomme mein drittes Gel und stelle mich langsam darauf ein, das Wahnsinnige wirklich zu wagen, eben genau bei diesem Mörderwetter einen 5er Schnitt zu laufen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich kann den 5er Schnitt immer noch vergleichsweise problemlos halten und überhole immer mehr vor mir gestartete Läufer, meine Zuversicht wächst mit jedem Meter. Bei km 35 muss ich dann das erste Mal kämpfen, meine Beine beginnen zu schmerzen und ich fange an, schneller zu atmen, ab jetzt wird es eine Willensfrage. Freilich sollten 7 km doch in dem Tempo zu schaffen sein. Allerdings ist es jetzt 12 Uhr, die Sonne steht im Zenit, die Strecke ist immer noch schattenfrei. Bei km 37 habe ich Zweifel, ob ich das wirklich durchhalten kann. Ich habe mir auf die 3.30 einen kleinen Vorsprung von etwas mehr als einer Minute rausgelaufen, aber nun zweifle ich doch, wie lange ich dieses Tempo noch halten kann, meine Oberschenkel fühlen sich an, als wären sie aus Granit. Der Abschnitt zwischen den km 35 und 40 ist zudem nicht wirklich der schönste, es geht wieder durch Suburbia-Gievenbeck, allerdings sind die Anwohner wirklich reizend und haben sogar eigene Versorgungsstände aufgebaut. Bei km 40 ist man wieder in der Stadt, hier hat man es fast geschafft, es beginnt der Triumphzug, die Zuschauer stehen hier dicht an dicht und peitschen einen richtig nach vorne. Ich rechne mir aus, dass ich den letzten km selbst in einem 6er Schnitt laufen könnte und da beginne ich zu realisieren, dass ich das wohl schaffen werde. Die Aegidiistr. und natürlich der Einlauf auf dem Prinzipalmarkt sind Emotionen pur. Ich laufe bei 3.28.48 über die Matte und verbessere meine Bestzeit damit um satte 10 Minuten. Das ist Wahnsinn, nicht mehr und nicht weniger.
    Im Ziel erhalte ich meine Medaille und lasse erst einmal ein paar Sekunden alles Sacken. Dann gönne ich mir ein kaltes Erdinger alkoholfrei, hole mein wohlverdientes T-Shirt ab und treffe meine erleichterte Familie an der Lambertikirche. Davor gebe ich ‚Radio Kiepenkerl‘ noch ein kurzes Interview; als Berliner, als der ich dank meines FH Runners-Shirts zu identifizieren bin, ist man natürlich ein Exot im Münsterland.
    Mein Fazit: Natürlich fantastisch. Natürlich bin ich mit meiner Leistung hochzufrieden, aber die Atmosphäre an der Strecke war diesmal auch einzigartig. Sophia hat ja die Möglichkeit angesprochen, sich den Marathon zu viert zu teilen. Das wäre vielleicht einmal eine Option, für einen FH-Runners-Ausflug. Ich kann ein paar Schlafplätze zur Verfügung stellen. Der Staffelmarathon ist allerdings immer schnell ausgebucht, aber auch der Marathon lohnt sich wirklich.

    Nach dem Lauf ist bekanntlich vor dem Lauf: ich würde am Wochenende noch mal los, es dürfen allerdings ein paar km weniger sein als am letzten Sonntag. Sonntag ist allerdings Müggelseeschwimmen, ich würde also den samstag (gerne auch etwas früher) bevorzugen. Wer ist mit dabei?