Jungfrau-Marathon 2012

  • Jungfrau-Marathon 09.09.2012

    Nach dem Lauf in Biel hatte ich mich gleich in Interlaken angemeldet, um auch noch dieses Ziel im bisherigen super Laufjahr zu schaffen. Der Jungfrau-Marathon spukte eh schon länger im Kopf rum….
    Am Freitag, 07.09.12, endete eine meiner Touren im Frankfurter(Main) Raum und ich hatte dann nur noch ca. 500 km bis Interlaken. Gegen 19.00 Uhr erreichte ich Interlaken und wurde gleich von Streckenposten in Empfang genommen, die mir erklärten, dass die Innenstadt gesperrt sei. Es liefen schon die Wettkämpfe am Freitagabend, Minimarathon, Pararace, Jungfrau-Meile usw.. Man merkte sofort die ganze Region steht hinter diesem Ereignis, welches ja dieses Jahr auch zum 2. Mal als Berglaufweltmeisterschaft gewertet wurde. Ich fuhr dann, mit einigen Umwegen, zum Campingplatz meiner Wahl und hoffte, noch einen freien Platz für mein Zelt zu finden. Was auch klappte und ich sofort aufbauen konnte. Der Campingplatz liegt nur ca. 1 km vom Startplatz und dem Zelt entfernt, in dem sich alles abspielt. Beim Aufbauen lernte ich auch gleich noch einen Läufer kennen, der dieses Wochenende einen Doppelstart absolvierte, am Samstag lief er zum 10. Mal den Jungfrau-Marathon in 5 Stunden und Sonntag noch mal in 5 Stunden 28 Minuten. Es gibt also noch Verrücktere….
    Nach dem Aufbauen gingen wir dann gemeinsam zum Zelt und holten unsere Startunterlagen ab. Das Finisher-Shirt gab es diesmal schon mit den Startunterlagen, weil sich der Veranstalter zum 20. Jubiläum wünschte, es sollte, wenn möglich, in diesem Shirt gelaufen werden. Was ich natürlich nicht machen konnte, musste ja unsere Farbe und Laufgruppe präsentieren…
    Im Zelt lief die Eröffnungsfeier und es war alles bestens organisiert, keine Wartezeiten beim Unterlagen holen und auch entspanntes Schauen auf der Marathonmesse war möglich, aber dazu hatte ich ja auch am Samstag noch genug Zeit. Wir gingen dann noch ne Pizza essen und anschließend zum Campingplatz und ließen den Tag ausklingen.
    Am Samstagmorgen ging ich gegen 8 Uhr frühstücken, ich hatte ja den Tag frei. Auf dem Campingplatz war schon alles am „wuseln“, denn 9 Uhr war der Start der Frauen und Männer ab M 50. Den Start schaute ich mir dann auch von der Tribüne aus an, es war gegen 9 Uhr schon schön warm. Der Sprecher erinnerte alle Starter/innen immer wieder daran, genügend zu trinken; es waren gegen 8 Uhr auf der kleinen Scheidegg schon 15 Grad Celsius.
    Pünktlich 9 Uhr gab dann Viktor Röthlin den Startschuss und das Feld machte sich auf den Weg. So langsam stellte sich dann auch bei mir das Kribbeln vorm Rennen ein.
    Ich verbrachte den Tag entspannt in Interlaken und wartete dann im Zelt auf meinen Nachbarn und erste Berichte, wie es ihm ergangen war. Gemeinsam gingen wir wieder zum Zelt und schauten uns die Siegerehrung der Frauen an. Anschließen schaufelten wir uns die Pasta (Gutschein an Startnummer) rein und planten den nächsten Tag.


    Sonntag: 6.50 Uhr klingelt der Wecker, endlich geht es los. Frühstück wieder auf dem Campingplatz, wird nur an diesen 2 Tagen, extra für die vielen Läufer angeboten (10 € pro Tag) und war völlig ausreichend und auch günstig, wenn man die Preise in der Stadt sieht.
    Gegen 8.15 Uhr machte ich mich dann mit einer Tasche Wechselsachen auf den Weg zum Start, Tasche abgeben kein Problem und danach ist man schon mitten im Startgewusel. Hier auch mal ein Lob an die Organisatoren, besser geht es nicht!!! Selbst vor dem Lauf werden Massagen angeboten!
    Mein Plan: 25 km in 2 Stunden und unter 5 Stunden im Ziel (oder vielleicht in 4:30)…
    Auch heute zum Start ist es schon wieder sehr warm, auch im Ziel haben wir schon wieder 15 Grad. Deshalb auch heute wieder die Erinnerungen an das ausreichende Trinken und den Sonnenschutz. Ich hatte mein Haupthaar mit 30er Sonnenschutz behandelt, welches aber am Ende nicht reichte, leider. Hab wahrscheinlich alles abgeschwitzt oder mit Wasser und Schwamm beseitigt….
    Pünktlich 9 Uhr wurden auch wir los gelassen, erst mal eine Runde durch Interlaken und nach 3,2 km wieder am Start vorbei, frenetisch von den Zuschauermassen angefeuert, immer wieder mit Sprüchen wie „ Machets gut“…. Bei mir lief alles super, ich fand sofort mein 4.30er Tempo und war richtig gut unterwegs, alles im Plan und ich dachte nur: „Jetzt läufst Du Dich 25 km ein und dann geht’s es erst richtig los, verrückt.“ Wir verlassen jetzt Interlaken (Höhe: 568m) Richtung Brienzersee/Bönigen, leicht abwärts, danach folgt Gsteigwiler Kilometer 10, alles gut es läuft. Weiter leicht Berg auf nach Zweilütschinen km15 und auf 652m Höhe, es geht weiter an der Lütschine entlang nach Lauterbrunn (795m) hier werden wir wieder von Massen an Zuschauern in Empfang genommen und bejubelt, es geht durch den Ort und wir laufen eine schöne flache Schleife. Kilometer 25 erreiche ich nach 1:59:14, super im Plan, aber so langsam fängt meine rechte Wade an zu streiken, was ich aber noch ignorieren kann. Jetzt wird es gleich in die Steigung gehen….bei Kilometer 25,5 gibt es noch mal Verpflegung und dann steht man vor einer Wand, noch ist der Weg im Ort geteert aber das ändert sich gleich und dann ist laufen auch schon nicht mehr möglich, es wird einfach zu steil, das nächste Streckenschild zeigt mir dann 26,250km an und ich wundere mich noch, welch eine krumme Zahl, aber dass bleibt so, in den Steigungen kommt jetzt aller 250m ein Schild und dass ist so auch super, man verliert völlig das Zeitgefühl für die zurück gelegten Meter….irgendwo bei Kilometer 27 hat sich dann meine Wade auch dazu entschlossen nicht mehr mit zu wollen, was ja aber gar nicht geht…aber das Gehen ging so lala und ich ging dann bei Kilometer 29 ins Med Zelt um meine Wade zu „vereisen“, solange ich noch gehen kann, gehe ich auch weiter, Hauptsache ankommen, Zeit ist momentan egal, auch gibt es beim Med Zelt Getränke und jetzt sowieso alle 2 Kilometer, dann kommt Wengen (1257m) hier toben wieder die Massen und ich versuche es kurz mit laufen, was aber echt schwierig ist, also bei 31 km wieder Eisspray auf die Wade und weiter, schnell gehend… mittlerweile kämpfen aber schon einige mit Verletzungen und Krämpfen, Wengen nach 2:46:47 passiert, es geht weiter Berg an….zwischendurch versuche ich immer wieder auf den ebene Stücken zulaufen, was auch ab und zu immer mal wieder geht, stellenweise gehen wir jetzt alle im Gänsemarsch nach oben, vom Gefühl her ist noch Kraft da, ich denke darüber nach zu überholen, bin aber einfach auch nur froh hier mit gehen zu können, wir bewegen uns Richtung Kilometer 40 auf die Moräne, super Bergwetter, super Panorama, Jungfrau, Mönch und Eiger im Sonnenlicht und wir alle auf nem Trail nach oben, in der Mittagshitze…alles freiwillig….beim Kraxeln auf die Moräne stehen auch Helfer, die nicht mehr Trittsicheren die Hand reichen und hoch helfen, es sind jetzt schon einige Läufer, die am Berg liegen und von Krämpfen geplagt werden, sich von Zuschauern helfen lassen usw. Bei mir geht es wieder etwas besser und ich werde sicher da oben ankommen, dann kommt auch der Mann mit dem Duddelsack und ich hab den höchsten Punkt (ca. 2150m) erreicht, hier geht es sehr steil wieder kurz Berg ab und dann flach zum nächsten kleinen Anstieg, hier werden wieder Hände gereicht, weil es noch mal durch den Fels geht und danach sieht man den Zielbereich zum ersten Mal bewusst vor sich liegen, auch die Eigernordwand und das ganze Bergpanorama nehme ich jetzt mit auf die letzten Meter zum Ziel (2100m) oberhalb der kleinen Scheidegg.
    GESCHAFFT!!! 4:45:28 alles super und es zwickt nur die Wade, hat vielleicht 15min. gekostet, aber völlig egal, ich bin im Ziel!!!!
    Hier oben ist auch wieder alles perfekt organisiert, es gibt gleich die Medaille, Getränke, Essen auch Bier und dann Pause auf ner Bergwiese mit Superpanorama. Aber dann muss MANN ja auch wieder aufstehen und dass gestaltete sich dann doch als größeres Problem… aber auch geschafft, dann geht es runter zur kleinen Scheidegg (beschwerlich), unterwegs gibt es das Finisher-Geschenk, einen Rucksack nach Chipabgabe, danach weiter zum Sachen holen und duschen, warme Duschen in 2100m Höhen, kein Stress, kein Schlange stehen, perfekt, dann zur Massage und anschließend etwas essen und die Berge genießen. Gegen 17 Uhr geht es dann mit der Zahnradbahn wieder nach unten, den Weg den die Zuschauer genommen haben und uns auch aus der Bahn immer wieder Mut gemacht haben.
    Am Ende kann ich sagen, es war ein perfekt organisierter Lauf, mir fällt nichts ein, was besser gemacht werden könnte.
    Sollte mal jemand von uns da starten wollen, bin ich gern bereit, noch einmal mit zu kommen ;) .
    Maik

  • Wow, der Anstieg scheint es voll in sich zu haben: 1300 Höhenmeter auf den letzten 17km. Ich bin schon regelmäßig mit dem Anstieg zur Veste rauf überfordert, was 160 Höhenmeter auf 2km sind. Könnte aber auch daran liegen, dass mir die 25km Aufwärmphase fehlt.


    Auf jeden Fall RIESENRESPEKT für diese Leistung. Nicht jeder hätte diesen Lauf in dieser Zeit durchgezogen, wenn die ersten Schmerz bereits nach 25 km auftauchen

    Almost any runner can do a great workout now and then, but consistency is the key to productive training. (Jack Daniels, PhD)

  • Ein toller Bericht! Danke und nach dem Lesen erst recht noch einmal HOCHACHTUNG vor dieser Leistung, eine solche Zeit bei so einem Profil und noch dazu mit zwickender Wade!Es liest sich wirklich gut, aber ich befürchte, diese Berge bewältige ich doch lieber im Wandertempo.
    Die Bergwelt reizt ja sehr!
    Dann pflege die Wade erst einmal richtig! Bis demnächst?! Zur Pastaparty oder bist Du da unterwegs?
    Kerstin

  • Echt klasse Bericht...
    Mit Gänsehaut gelesen und denke doch sehr gut mitfühlend nach meinem Zugspitzlauf im Jahr zuvor, nur ohne 20 km Anlauf.
    Daher großen Respekt vor dieser Leistung und vor dieser Zeit noch viel mehr. Also der Lauf klingt doch sehr verlockend. :D:D:D:D
    Ein bissel neidisch bin ick da schon, bis auf die Wadenschmerzen :D:D:D:D:D


    Also mein Motto für das nächste Jahr kann da zu 100% nur lauten:" Der Berg ruft" :W

  • Toll, dass du nicht aufgegeben hast, aber auf diesen schmalen Kletterfaden scheint das auch gar nicht möglich zu sein, es sei denn, man wollte sich mit dem Hubschrauber bergen lassen.


    Ich habe ja schon viel angekündigt und mir dann doch nicht zugetraut, aber nach diesem Bericht werde ich auf jeden Fall versuchen, nächstes Jahr ebenfalls auf die Jungfrau zu klettern. (Vielleicht im Rahmen eines Urlaubs in der Gegend oder so...)
    Sobald ich genaueres weiß, sage ich Bescheid.