Zugspitz-Extremberglauf...

  • :boohoo: ...Max Hommel, FH Runners Berlin: 286. Männer-Gesamtplatz (53. M20) in 3:30:14. :dance:
    Im Ziel: 542 Männer. 65 Frauen (48 hinter Max). Alle 607 TnInnen haben auf 18km 2235 Höhenmeter bewältigt :o
    HAMMERLEISTUNG! GLÜCKWUNSCH!
    :W

  • Zählt das eigentlich noch als Joggen oder ist das schon eher Bergsteigen??? War das ganze eigentlich ein Testlauf für den Transalpine-Run?


    Jedenfalls Glückwunsch zu deiner Leistung, man muss schon mächtig Spaß an Selbstquälerei haben, um da hochzulaufen ;) Vor allem der allerletzte Abschnitt hat es in sich.

    Almost any runner can do a great workout now and then, but consistency is the key to productive training. (Jack Daniels, PhD)

  • Sieht aus wie aufm Mond. Wahrscheinlich hat es sich auch so angefuehlt, als waere man jetzt bis dahin gelaufen.


    Mir hatte schon der Berliner Zugspitzlauf gereicht...aber einfach mal ueber 2000HM zu machen, kann ich mir gar nicht vorstellen. Wie kommt man darauf sowas zu machen?

  • Da Max im Forum noch nicht angemeldet ist,wird der folgende Bericht über den Zugspitz Extrem-Berglauf fälschlicherweise unter meinem Namen zu lesen sein. Da ich die Strecke sowohl bergauf als auch bergab wandernd hinter mich gebracht habe, kann ich nur den Hut vor dieser Leistung ziehen. Ich war schon sehr erleichtert, als ich Max per Fernglas in der "Ameisenschlange" ausgemacht hatte. ;)


    Zugspitz Extrem Berglauf 10. Juli 2011


    Hier zunächst ein paar wichtige Fakten zum Lauf:
    Distanz: 17,94 km
    Höhenmeter: 2235 Hm


    Dieser Lauf sollte mit einer schönen Woche Urlaub verbunden werden. Nun bin ich zurück und habe das Gefühl mich erst mal drei oder vier Tage erholen zu müssen. Für mich war der Höhepunkt selbstverständlich der Zugspitz Extrem Berglauf am 10.07.2011. Wir (meine Mutter und ich) sind extra fünf Tage früher angereist um uns zu akklimatisieren. Am ersten Tag (4 Tage vor dem Lauf) ging es gleich auf einem schwierigem Kletterweg auf die Zugspitze. Den Weg, der dann beim Lauf bewältigt werden musste, gingen wir bergab. Schon bei der Ankunft brachte mich das riesige Bergmassiv zum Nachdenken. Der Abstieg vom Gipfel verstärkte dies. Wie soll man auf so einem schmalen, steinigen Pfad und bei dem Anstieg laufen können? Das Erreichen des Gipfels rückte für mich in weite Ferne. Ich konnte mir das alles nicht so wirklich vorstellen. Aber die größte Angst hatte ich wegen des Wetters. Bei schlechtem Wetter könnte der Lauf früher enden oder eine alternative Route (die weniger attraktiv ist) würde gelaufen werden. Doch als um 6:20 Uhr mein Wecker klingelte, lachte die Sonne schon über die Berge. Es sollte ein strahlend blauer Tag werden. Vor dem Start wurde der zwei Läufer gedacht, die 2008 bei diesem Lauf ihr Leben ließen. Pünktlich um 9 Uhr 15 ertönte dann endlich der Startschuss. Es lag eine unbekannte Herausforderung vor mir. Mein Ziel war es, gesund den Gipfel zu erreichen. Bei einer Zeit von um die vier Stunden wäre ich doch sehr zufrieden. Ich lief mit einem Trinkrucksack, in dem ich ebenfalls Handschuh, Mütze und Regenklamotten für den Fall aller Fälle verstaut hatte. Ich wollte kein Risiko eingehen. Wenn das Wetter sich in den Bergen ändert, kann das doch sehr ungemütlich werden. Das Wetter sah nicht so stabil aus, und bei einem Wetterumschwung wollte ich vorbereitet sein. Das Laufen mit dem Rucksack hatte ich vorher reichlich geübt. Vom ersten Meter an ging es bergan. Der erste Kilometer ging für die Verhältnisse noch relativ "flach" dahin. Dies änderte sich dann schnell. Ich wechselte früh vom Laufen in schnelles Gehen. Es kostet weniger Kraft und nimmt sich von der Geschwindigkeit rein gar nichts. Auf den ersten 8 Kilometern legte man bereits 800 Höhenmeter zurück. Die Strecke führte auf einer Forststraße bergan, auf der sich das Feld in die Länge zog, bevor der Weg deutlich schmaler wurde. Die Straße ist technisch nicht anspruchsvoll und so hat man noch Zeit, die Landschaft links und rechts zu genießen. Man ist jedoch auch ständig am Schauen, ob der Weg wieder ein wenig flacher wird, um ins Laufen zu wechseln. Gleich nach dem ersten Kilometer wird es still im Läuferfeld. Bei jedem läuft der Schweiß, der Puls ist hoch und der Kampf mit sich selbst beginnt sofort. Ich war am Anfang sehr schockiert, muss ich zugeben. Ich hatte es mir gerade zu Beginn deutlich einfacher vorgestellt und war mir unsicher, ob die Kräfte reichen würden. Nach einer Stunde ungefähr verließ ich die Straße, und es ging auf einem kleinen Wanderpfad noch steiler bergan. Zunächst ging es über Wiesen dahin, dann über Steine und Felsen. Ich schwitzte wie verrückt. Bereits nach der ersten Stunde konnte ich mein T-Shirt am Rücken auswringen. Man läuft in einer langen Kette den Pfad entlang. Für Überholvorgänge ist daher wenig Platz. Diese beanspruchen in diesem Abschnitt auch sehr viel Kraft und sollten gut überlegt sein. Ich ließ es deswegen eher sein. Das etwas langsame Tempo hatte auch sein Positives. So konnte ich nicht zu schnell werden. Nach dem man auf 2000 Meter über dem Meeresspiegel angelangt war, läuft man 300 Höhenmeter wieder runter. Ein Abschnitt, der mir endlich mal entgegenkam. Ich nahm volles Risiko und sprang riskant an den Läufern vorbei. Spätestens ab diesem Punkt ist absolute Trittsicherheit gefragt. Ein falscher Tritt könnte schlimme Folgen haben. Die extreme Schwierigkeit bestand noch darin, dass der Boden zuvor von der regenreichen Nacht aufgeweicht war und der Schlamm an den Sohlen der Schuhe kleben blieb. Dadurch rutschte man auf den Steinen weg und verlor schnell den Halt. Jedoch habe ich mich davon nicht verunsichern lassen und auf meine Trittsicherheit vertraut. Es ging anschließend über das Gatterl (Grenze nach Deutschland) mit dem ersten Blick des Tages zum Gipfel, der noch weit entfernt war. Der Pfad führte weiter über sehr schwieriges Gelände zur Knorrhütte (2000 Hm). Bei einem ganz normalen Lauf in der Stadt kann man zwischendurch abschalten, weil das Laufen ein automatischer Prozess ist. Hier ist volle Konzentration gefragt - bis zum Schluss. Ständig muss direkt vor die Beine geschaut werden, aber auch wieder nach vorn, weil man beim Springen über die Steine auch schnell mal die Richtung verlieren kann. Außerdem rennt man die ganze Zeit genau hinter einem Läufer und setzt seine Schritte oft ins Ungewisse. Nach 2 Stunden kam ich an der Knorrhütte an. Ein kleines Schild zeigte an, dass noch 4,6 km zu laufen seien. Das klingt erst mal gut, weil man den größten Teil der Distanz hinter sich hat, aber es lagen noch knappe 1000 Hm vor einem. An der Hütte gab es eine kleine Verpflegungsstelle. Nach einem schönen Isogetränk wollte ich mir noch einen Becher Wasser hinterkippen. Ich warf ihn sofort weg. Es war schönes extrem kaltes Bergwasser. Mein Kreislauf reagierte sofort darauf. Mir wurde sofort schlecht und ein wenig schwarz vor Augen. Ich entschied mich, langsam weiter zu gehen. Es ging verdammt steil bergan über Geröllfelder und auch kleine Schneefelder, so dass auch nicht viel mehr als Gehen drin war. Die Höhe fing mir langsam an zuzusetzen. Auf den nächsten 3,6 km wurden 600 Hm zurückgelegt. Meine Kräfte neigten sich dem Ende entgegen. Ich hatte auch wenig gegessen, weil ich vermeiden wollte, dass das Essen bei der Belastung wieder hoch kommt. Ich griff nur ein wenig zu den Apfelsinen, die sehr gut taten. Die Strecke zur letzten Verpflegung, der Sonnen-Alpin-Alm auf 2600 Hm, zog sich in die Länge. Ich kämpfte mit mir und überlegte kurzzeitig dort aufzugeben und das letzte Stück mit der Gondelbahn hochzufahren. An dieser Stelle befand sich eine Zwischenzeitnahme und man hätte mit Zeitnahme und Medaille aussteigen können. Zuschauer gab es bei dieser Mondlandschaft wenige. Vereinzelt waren Wanderer unterwegs, die einen anfeuerten und meinen Namen riefen, der auf der Startnummer stand. Nach ungefähr 2 Stunden und 50 Minuten erreichte ich endlich die Sonnen-Alpin-Station. Ich versorgte mich mit einem Gel, Apfelsinenstücken und ganz viel Isogetränken, bevor ich die letzte Etappe in Angriff nahm: den letzten Kilometer mit knapp 400 Höhenmetern. Das Ziel ist so nah, aber noch weit weg. In der Ausschreibung wird der Läufer extra darauf hingewiesen, dass dieser Abschnitt der schwierigste ist und nur in guter Verfassung bewältigt werden sollte. 3 Stunden war ich bereits unterwegs als ich mich über das lange und steile Geröllfeld kämpfte, welches die letzte Kraft aus einem saugte, wenn ich noch welche hätte. Ständig rutschte ich weg und ab und an lief ich – wie die anderen auch - auf allen vieren in Richtung Gipfel. Nach ein paar Passagen an Seilen gelangte ich endlich auf den Grat. Links und rechts geht es nun steil runter. Schwindelfreiheit sollte spätestens hier jeder besitzen. Konzentration und Trittsicherheit muss nach 3:15 Stunden noch komplett vorhanden sein. Das Ziel vor Augen überholte ich noch einige Läufer vor mir. Die Zuschauer am Gipfel treiben einen nach oben. Es ist der letzte Kilometer, der einfach kein Ende nehmen will. 30 Minuten brauchte ich für ihn. Wenn ich so zurückdenke, kann ich mich nicht mehr an Vieles vom letzten Km erinnern. Ich habe nicht mehr viel registriert. Die Erschöpfung und Ermüdung war zu groß. Nach 3 Stunden, 30 Minuten und 14 Sekunden überquerte ich die Ziellinie. Ein absoluter Traum. Total am Ende und erschöpft erreiche den Gipfel. Meine Mutter, die in der Zwischenzeit mit der Bahn nach oben gefahren war, wartete bereits. Nach den ersten Glücksgefühlen kommen dann aber auch die Schmerzen. Besonders die Achillessehne wird bei so einem Lauf sehr beansprucht. Die Kopfschmerzen nahmen auch immer mehr zu, da die Luft einfach zu dünn oben war, um sich wirklich gut zu erholen. Nach einer Pause auf dem höchsten Berg Deutschlands machten wir uns mit der Bergbahn auf den Weg ins Tal. Das Wetter schlug schnell um. Ein Gewitter zog auf und bei knapp 5 Grad ist es auch kein Traum mehr dort oben.


    Ich belegte insgesamt Platz 286 von 541 männlichen Läufern, die das Ziel erreichten. Der Sieger hatte eine unfassbare Zeit von 2 Stunden, 4 Minuten und 44 Sekunden. Damit verpasste der Engländer den Streckenrekord nur um 90 Sekunden.


    Es ist ein faszinierender Lauf durch wunderschöne Landschaften (von denen man im oberen Abschnitt gar nichts mitbekommt, weil die Augen permanent auf den Weg gerichtet sind). Die Stimmung ist einmalig. Neben einer sehr guten Kondition und Beinkraft kommt es auch auf die Muskeln im Bauch und Rücken an, die mir ein wenig fehlten, da ich doch einige Schmerzen beim Lauf im Rücken hatte. Absolute Trittsicherheit im alpinen Gelände und Schwindelfreiheit sind ein Muss. Jeder Tritt muss sitzen. Ich kann sagen, dass ich fast vom Anfang bis zum Ende am Limit gelaufen bin und meine Grenzen neu erkannt habe. Vielleicht weil es so eine extreme Belastung war, werde ich sicher erneut an den Start gehen und den Lauf nie vergessen. Wann – weiß ich noch nicht, aber die 3-Stundenmarke sollte dann fallen.
    Jeder sollte sich gut überlegen, ob er sich für solch einen Lauf anmeldet. Mit der Höhe kommt nicht jeder zurecht.


    Es ist ein sensationeller Lauf, den ich sicher nie vergessen werde und jedem empfehlen kann, der die nötigen Voraussetzungen mitbringt und die Berge liebt.


    Wenn sich jemand fragt, wie man auf so eine verrückte Idee kommt: Ich will meine Grenzen austesten und liebe die Berge. Dieser Lauf verbindet beides und ist eine Etappe zu meinem großen Ziel – dem Gore-Tex Transalpin-Run.