Harzquerung 2011

  • Laufbericht 32. Harzquerung am 30.04.2011


    Zunächst ein paar Details – auch einsehbar über http://www.harzquerung.de
    - Strecke: 51km von Wernigerode nach Nordhausen, also vom Harz nach Thüringen
    (nicht verwunderlich, dass sehr viele Rennsteigläufer am Start sind),
    ebenso 25km Wernigerode – Benneckenstein
    - Start für beide Strecken ist 8.30 Uhr, bis km 20 gemeinsamer Verlauf
    - Außerdem 28km Benneckenstein – Nordhausen (kein organisierter Transfer von Wernigerode nach Benneckenstein)


    Gepäcktransport vom Start zu den Zielorten wird organisiert


    Startgeld: 18€ für 51km, 7€ für 25/28km (incl. Gute Verpflegung)
    -> zusätzlich 7€ für Rückfahrt per Bus (klappt super)


    Übernachtung ist auch in der Turnhalle Wernigerode (gegen 4€, eigener Schlafsack etc. mitzubringen) möglich – dort ist das Org.-Büro, wo man am Vorabend bzw. Startmorgen die Startnr. abholen kann. Wernigerode ist ein schönes Städtchen und lässt sich mit einem Wochenendausflug (z.B. mit Stadtbummel und Schlossbesuch) verbinden.


    Startunterlagen: Startnr., Busfahrschein, Gepäckanhänger handgeschrieben, kein Kleiderbeutel (Beutel/Rucksack o.ä. wird am Org.Büro eingeladen oder am Start eingesammelt und wie am Rennsteig dann am Ziel im Freien abgestellt – bei Regen unbedingt an Müllsack o.ä. denken)


    Teilnehmerzahl: Es ist ein sehr familiärer Lauf, obwohl die Anmeldezahlen in diesem Jahr sehr stark nach oben gegangen sind. Habe mal verglichen:
    2010: 51km 330 im Ziel 2011: 549 !
    25km 46 80
    28km 68 75
    Also wirklich familiär geht’s eher auf den kurzen Strecken zu, anders als bei anderen Läufen.


    Zielschluss für die 51km ist 17 Uhr (Da war ich schon geduscht und „erholt“ nach ca. einer Stunde Busfahrt zurück in Wernigerode.) Am Ziel gibt’s einen Kugelschreiber und das Symbol der Harzquerung mit Jahreszahl, die Urkunde wird zugeschickt (+2€ mit der Startgebühr überweisen, keine Online-Urkunden).


    Verpflegung (super!) bei km 11,5, 20, 31, 43; zusätzlich Getränke auf dem höchsten Berg, dem Poppenberg auf ca. 600m Höhe (nach einem Anstieg von ca. 300Hm) bei km 39 und dann 5km vor dem Ziel bei km 46 (bei warmem Wetter kann eine Trinkflasche für unterwegs nicht schaden).
    Die Verpflegungspunkte sind gleichzeitig die einzigen km-Markierungen, die hatte ich etwa im Kopf, unterwegs ist die Strecke durch Sägespäne bzw. Bänder gut markiert, aber keine weiteren km-Markierungen (das stört nicht weiter, nur die erste Verpflegungsstelle bei km 11,5 wollte und wollte nicht kommen – und das, wo klar war – es ist dann erst ein Fünftel der Strecke geschafft).


    Entscheidend natürlich das Strecken-Profil (s. Internet): Es sind wohl etwa 1000 – 1100Hm Anstieg- nicht selten steil, und ca. ebenso viele Hm bergab, auch das oft sehr steil, also durchaus anspruchsvoll.


    Und damit kann ich gleich mit meinen Eindrücken loslegen: Dieser Lauf war bisher mein schönster und urigster Naturlauf (so viele kenne ich natürlich nicht). Der Lauf hat soviel Abwechslung wie auch in einer Woche Urlaub Platz hätte, nur dass er dazu ganz schön anstrengend ist. Bei schönem Wetter wie am letzten Wochenende (sonnig, am Morgen ca. 8°-10° - im Tagesverlauf bis ca. 20°, aber durch die Höhen auch luftig) sind die Wege gut begehbar, wenn es feucht ist, dann wird es sicher schnell rutschig, vor allem bergab. Die Sorgen gab es nicht, eher einen Sonnenbrand im Gesicht.


    Am Start geht es gemütlich zu, alles Ultra- und Bergläufer, viele im Rennsteig-T-Shirt. Einige waren am Start als würden sie zum Transalpin- oder Zugspitzlauf antreten, nicht Wenige mit Rucksack (hier ist die Versorgung nicht ganz so engmaschig wie z.B. am Rennsteig, wenn einen da ein Sturz o.ä. ereilt, ist nicht gleich jemand zur Stelle). Auch Gamaschen waren anzutreffen, aber bei guter Schnürung ging’s ohne viele Steinchen in den Schuhen ab und auch die Schlammstücken waren übersichtlich und mit etwas Umsicht zu umgehen. Gut, es gab ja viele Wiederholungstäter, die den Lauf sicher schon bei anderen Witterungs- und Bodenverhältnissen getestet haben. Ungünstig – keine Dixi-Toiletten am Start – nun gut, dafür genug Grünes – auch unterwegs. Aber die 51km habe ich ohne mich in die Büsche schlagen zu müssen geschafft. Lag sicher an den Temperaturen.


    Die stark gewachsene Teilnehmerzahl sprengte gleich zu Beginn die Wegekapazität. Für den ersten km (geschätzt) haben wir Läufer im hinteren Starterfeld mindestens 20Min. gebraucht – es ging vom Start weg auf schmalem Weg, z.T. steil bergan – und das im eher gemütlichen Wanderschritt. Die 250Hm haben uns trotzdem schnell zum Schwitzen gebracht. Und da alle noch voller Energie waren, wurde viel erzählt, von allen möglichen Läufen, Etappenläufen, 100-Marathonklub-Läufer. Manch einer mit 50 – 60 Marathonläufen im Jahr, also lauter „ein bisschen“ Verrückte – wie ich wohl auch. Alle waren (noch) gut gelaunt, später wurde es durchaus stiller und es gab auch Strecken, wo es ausreichend Abstand zum Vorder- oder Hintermann gab. Aber auf der ersten Hälfte war gut für Unterhaltung gesorgt.
    Die Natur hat viel Schönes bereitgehalten – dafür musste ein Auge + Zeit übrig sein: Blick zum Brocken, blühende Löwenzahnwiesen, Rapsfelder, Kastanien, Flieder, Obstbäume mit dem entsprechenden Duft in der Luft (und den Pollen – am Ziel hatte mein FH-T-Shirt einen leicht gelbgrünen Schimmer vom Blütenstaub – Natur pur). Es gab nicht Wenige, die mit Fotoapparat gelaufen sind, soviel Nerven hatte ich nicht. Es ging schmale Wanderstiege bergauf und bergab (die Höhenmeter waren mir im Vorfeld nicht ganz so bewusst), an der Staumauer einer Talsperre entlang, überhaupt immerzu an Bächen und Teichen vorbei, über Holzstege und kleine Holzbrücken, über die Bahnschienen der Bimmelbahn und – da Walpurgisnacht bevorstand – vorbei an vielen Hexenpuppen. In einer Ortschaft (es ging selten durch Orte hindurch) las ich eine Werbung für Ziegenmilcheis – aber das habe ich nicht riskiert und eher auf die Laufverpflegung zurückgegriffen – liebevoll von den Helfern zubereitet (Obst: Banane, Apfel, Apfelsine, Zitrone, Kekse, Schmalzstulle – z.T. vegetarisches Schmalz – oder Brötchen, Getränke wie Wasser, Tee, Cola). Unterwegs hatte ich eine kleine Trinkflasche mitgenommen, die ich an der ersten Verpflegung entsorgen wollte, aber angesichts der Temperaturen doch bis zum Ende immer wieder etwas nachgefüllt habe. Es ging selten mal entspannt geradeaus, entweder bergauf, wenn steil dann im zügigen Walking-Schritt, oder bergab – bis zum Schluss im Laufschritt möglich, Trittsicherheit und Konzentration waren gefragt. Meine Oberschenkel habe ich beim Lauf noch nicht so gespürt – um so mehr heute, treppab.


    Glücklich und zufrieden nach 6h am Ziel war alles sehr übersichtlich – Bier, Erbsensuppe oder Bockwurst gab’s zu kaufen, Getränke und Fettstulle reichlich, zum Gepäck auch kurze Wege. Für Umkleiden und Duschen war gesorgt, für die Frauen nur abgekühltes Wasser – aber bei der Witterung eher angenehm, nur es dauerte etwas, eh die Salzkruste abgeweicht war. Man konnte danach noch gemütlich in der Sonne auf der Wiese dösen, hier und da noch etwas erzählen. Und dann wurden natürlich auch die Sieger geehrt.
    Im letzten Jahr hätte ich mit der gleichen Zeit noch Platz 4 in der AK-Wertung (von 11 W50-Läuferinnen) belegt, in diesem Jahr ist es Platz 12 – von 31! W50-Läuferinnen. Insgesamt Platz 359 (knapp 200 kamen noch nach mir ins Ziel). Es war ein guter Trainingslauf für den Rennsteig – und hoffentlich auch für Biel.


    Wieder zurück in Wernigerode war noch soviel Energie da, um durch die schön restaurierten Fachwerkgassen auf den Schlossberg zu steigen, gemütlich zu essen und bei soviel Hexen u.a. Verkleideten einen Drachenglutwein (leckeres Holunder-Hagebutten-Getränk) zu kosten.


    Nicht immer fallen Walpurgisnacht und Harzquerung zusammen, die Harzquerung findet immer am letzten April-Samstag statt. Durchaus ein Lauf, zu dem ich wieder starten würde – vielleicht bekommt der Eine oder die Andere ja Lust ... ;)